Kalte Schnauze – Hundeblog

Was hat die schönste Wanderroute in der niederländischen Provinz Limburg mit Knoten, Horst und einer Wasserleiche zu tun? Eine ganze Menge. Das Rätsel lässt sich auf der 13 Kilometer langen Wanderung rund um das Örtchen Sevenum lösen. Doch ich fang am besten von vorne an.

Dank der EM hat das Wort Nachbar einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Darum entschieden wir spontan, in unmittelbarer Nachbarschaft – in der niederländischen Provinz Limburg –wandern zu gehen. Etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt befindet sich ein ausgedehntes Wandernetz auf dem sich der muntere Wanderer dank eines ausgeklügelten Knotenpunktesystems wunderbar zurechtfindet.

Wem der Durchblick fehlt, kann sich auf der Internetseite „Lust auf Limburg“ einen guten Überblick über die vielen Wanderwege verschaffen. Auch wir suchten Orientierung und fanden sie in Form eines 13 Kilometer langen Rundwegs namens „Schönste Wanderroute“. Er führt den Wanderer rund um das Örtchen Sevenum, das zur Gemeinde Horst aan de Maas gehört.

Darf ich vorstellen: Horst aan de Maas

Horst aan de Maas gewann dank der „Schönsten Wanderroute“ 2010 den Titel „Wandergemeinde des Jahres“. Neben diesem Wanderweg gibt es noch 22 weitere Routen, die durch das Gemeindegebiet führen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Sei es die kindergerechte zwei Kilometer kurze Runde durch Horst namens „Ritter & Räuberpfad“ oder die 21 Kilometer lange Etappe „Pieterpad 4“ von Swolgen nach Venlo. Die Wanderungen versprechen viel Abwechslung. So ist es möglich, auf nur wenigen Kilometern fünf unterschiedliche Landschaften zu erleben. Die Gemeinde Horst aan de Maas lockt Wanderer mit Bachtälern, Bruchwäldern, Wanderdünen, Peellandschaften und typischen Limburger Dörfern.

Horst aan de Maas ist nicht nur bekannt für einige Industriebetriebe wie der Landwirtschaftsmaschinen- und Traktorenfabrik „John Deere“. Hauptwirtschaftsfaktor der Gemeinde ist die Garten- und Landwirtschaft. Jedes der zehn Dörfer hat sich auf eine Sache spezialisiert. Horst ist bekannt für die Champignonzucht, Lottum ist das Rosenparadies und in Grubbenvorst ist man besonders stolz auf den Spargelanbau.

Nachdem ihr den Nachbarn Horst etwas besser kennengelernt habt, ist es an der Zeit, euch mehr über das Dorf Sevenum und die schönste Wanderroute zu erzählen.

Die schönste Wanderroute in Sevenum

Sevenum war vor dem 1. Januar 2010 noch eine eigene Gemeinde in Nord-Limburg. Zu dem Ort gehört ein Freizeitpark namens „Toverland“ (Zauberland), der ganzjährig geöffnet ist. Gesehen habe ich den Freizeitpark nicht. Eine Beschilderung ist mir auch nicht aufgefallen. Wir waren bei der Anfahrt zu sehr damit beschäftigt, den Kirchturm von Sevenum nicht aus den Augen zu verlieren. Denn von hier starteten wir unsere Wanderung.

Auf dem Marktplatz im Zentrum stellten wir das Auto kostenfrei ab. Direkt an der Kirche befand sich auch die Übersichtskarte für Wanderer und Radfahrer. Die Knotenpunkte hatte ich mir notiert und so ging es gegen den Uhrzeigersinn aus Sevenum raus und um das Örtchen herum.

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Im Hintergrund, fast versteckt von einem Baum, steht eine kleine Kapelle.

Die Route führte uns an zahlreichen Kapellen und Wegkreuzen vorbei. Immer wieder durchquerten wir kleinere Weiler, die vor allem durch wunderschöne alte Bauernhöfe bestachen, die detailverliebt restauriert wurden. Sowieso war mir aufgefallen, dass die niederländischen Nachbarn in Sevenum eine ganz andere Baukultur pflegen, als ich es bisher von anderen Orten kannte.

Knotenpunkte: Wandern nach Zahlen

Dank des guten Knotenpunktnetzes von Horst aan de Maas – oder wie die Niederländer sagen „KnopenLopen-Netzes“ – blieben wir immer auf den richtigen Wegen. Nur zur Sicherheit und weil das Knotenpunkt-Wandern noch so ungewohnt war, schaute ich hin und wieder auf meine Komoot-App, um mich abzusichern, dass wir uns nicht verlaufen hatten. Eigentlich ist das System der Knotenpunkte idiotensicher. Anstatt malen nach Zahlen heißt es wandern nach Zahlen.

Die schönste Wanderroute führte uns mal über schmale und breite Graswege, entlang an Bachläufen sowie über Asphalt an Weiden und Höfen vorbei – immer um Sevenum herum. Oft hatten wir freie Sicht auf den Kirchturm im Zentrum, der uns Orientierung gab. Auffällig war, dass an einem sonnigen Sonntagnachmittag kaum andere Wanderer oder Spaziergänger unterwegs waren, was eindeutig für den Rundweg sprach. Es ließ sich wunderbar schlendern und die Gegend entdecken.

Schönste Wanderroute - Sevenum - Provinz Limburg - Niederlande

Schönste Wanderroute – Sevenum – Provinz Limburg – Niederlande

Die Wasserleiche von Sevenum

Auch wenn mir die gesamte Wanderroute sehr gut gefiel, gab es doch ein Highlight. Etwa drei Kilometer vor Ende der Tour durchquerten wir noch ein eingezäuntes Gebiet, dass sich als Grundstück eines Künstlers entpuppte. Durch eine kleine Schafherde hindurch und an Eseln vorbei passierten wir ein Baumhaus, das Wanderer für einer Pause nutzen können. Direkt dahinter befand sich ein großer Teich an dessen gegenüberliegendem Ufer eine kleine Holzhütte stand.

Bereits auf dem Weg dorthin entdeckte ich im Wasser, inmitten von grüner Entengrütze, ein blau angelaufenes Bein an dessen Ende noch ein roter Damen-Pumps steckte. Die Wasserleiche von Sevenum. Der Künstler hatte Humor bewiesen und mich sofort auf seiner Seite. Überall auf diesem kleinen Stück hatte er das ein oder andere Kunstobjekt installiert. Eine tolle Einlage auf einem eh schon so abwechslungsreichen Wanderweg.

Wieder im Zentrum von Sevenum angekommen, genossen wir draußen vor einem Lokal die Abendsonne bei einem Radler und einem Zigeunerschnitzel. Die Kirche untermalte die ruhige Abendstimmung mit einem Glockenspiel. So schön ist Nachbarschaft.


9 KommentareHinterlasse einen Kommentar

    • Vielen lieben Dank für dein Kompliment, Guido! Feedback von Lesern ist immer wichtig. Nur so weiß ich, was ich besser machen kann und was gut ankommt.

      Viele Grüße
      Silvana

  • Wenn man die eigene Freude an dem beschriebenen Wanderweg so gut vermitteln kann, dass der Leser Lust bekommt, die Strecke auch zu gehen, dann kann man nichts falsch gemacht haben.:-). Scheint ein toller Weg zu sein.

    • Vielen Dank für deine positive Rückmeldung, Thorsten. Der Weg war wirklich toll. Kann ihn dir nur empfehlen. Würde ihn sofort ein zweites Mal wandern.

      VG Silvana

  • Das ist aber ein toller Beitrag. Diese Route sieht echt super aus!
    Für meinen Geschmack zwar ein paar Kilometer zu wenig aber im Großen und Ganzen mal eine Überlegung (für nächstes Jahr) wert. :)

    • Danke dir für deinen Kommentar, Claudi!
      Die Route war wirklich super. Und für eine entspannte Nachmittagswanderung waren die 13 Kilometer genau richtig für uns. Du kannst die Route jedoch beliebig erweitern. Das Knotenpunkt-Netz vor Ort ist riesig, sodass jeder dort auf seine Kosten kommt. Würde mich freuen, wenn du die Wanderung im nächsten Jahr auch ausprobierst.

      LG Silvana

  • Hallo Silvana,
    ich bin auch immer auf der Suche nach schönen Wanderrouten für mich und meine Hunde. Bin diesen Weg letztes Wochenende gegangen, es stürmte und zum Schluß regnete es auch, trotzdem war es ein wunderschöner Weg. Ich werde ihn unbedingt nochmal bei schönem Wetter gehen! Auch das „Wandern nach Zahlen“ hat gut geklappt, ich gehe sonst immer markierte Rundwanderwege, weil ich angst habe, mich zu verlaufen! Das einzig Blöde war, dass eine Horde junger Motocrossfahrer sich in den Kopf gesetzt hatte, mit ihren Motocrossbikes den Wanderweg langzuheizen. Die fuhren auch von Knotenpunkt zu Knotenpunkt, röhrend, die Vögel aufscheuchend und die Wege aufwühlend. Das war ziemlich ärgerlich. Zumal der Weg so schmal ist und man sich kaum in Sicherheit bringen konnte, als die mit 60 Sachen um die engen Biegungen angerast kamen! Ich hatte mir überlegt, die Polizei anzurufen, hatte aber keine Kennzeichen. Es wäre für die Natur und den schönen Weg wirklich schade, wenn das dort zur Gewohnheit wird!
    Ich werde es aber trotzdem nochmal versuchen!
    Danke für den schönen Tipp!

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