Kalte Schnauze – Hundeblog

Was für eine Gratwanderung – Hyper hyper

Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich immer so gerne zum Wandern in die Berge fahre. Ich mag das Allgäu sehr. Doch von Mal zu Mal wird mir bewusster, dass ich die Alpen lieber aus der Ferne genieße und ich mich an ihrem Panorama erfreue. Zu sehr geht mir das Gekraxel in die Beine. Der Muskelkater am nächsten und übernächsten Tag ist grausam und unerbittlich. Hinzu kommt, dass ich mich als Flachlandtirolerin nur mit viel Mühe und schnaubend wie eine alte Dampflock die Berge hinaufbewege. Warum tue ich mir das immer wieder aufs Neue an? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.

Bloß nicht schwächeln

Jetzt hatte ich Besuch aus der Heimat. Von zwei sportlichen Männern. Ihnen wollte ich natürlich etwas von der Gegend zeigen und mit Panoramablicken über die Allgäuer und Tiroler Alpen prahlen. Dumm nur, dass wir dazu wieder einen Berg erklimmen mussten. Ich hatte mir das sooooo schön vorgestellt. Gemütlich vom Alatsee hoch zur Salober Alpe und von dort aus noch ein Stück weiter, um den Vier-Seen-Blick auf den Hopfen-, den Weißen-, den Forggen- und den Bannwaldsee zu genießen. Der Anstieg auf einem breiten geschotterten Weg ist jetzt nicht besonders anspruchsvoll, dafür hat es die Steigung in sich. Eigentlich hatte ich gehofft, meine Männer mit diesem Ausflug etwas aus der Reserve locken zu können. Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn als ich völlig außer Puste mein Panoramaziel – den Vier-Seen-Blick – erreicht hatte, waren Michael und Bill gerade erst warm gelaufen. Als sie dann das Schild „Burg Falkenstein 1 1/2 Stunden“ sahen, leuchteten ihre Augen und waren Feuer und Flamme für dieses Ziel, das sich drei Berge weiter weg von uns befand. Als ich die „Wand“ vor mir sah, ahnte ich schon Fürchterliches. Alle meine Versuche, diesen Marsch abzuwenden, indem ich die vermeintlich schlechte Kondition meines Hundes Cabo vorschob, scheiterten kläglich. Die Männer hatten ein klares Ziel vor Augen, und ich musste wohl oder übel mit. Schließlich hatte ich als Gastgeberin die Verantwortung.

Hyper, hyper

Bereits nach den ersten Höhenmetern über schmale mit Wurzeln bewachsenen Bergpfade, bereute ich es, mich von Bill breitschlagen gelassen zu haben. Uff! Ich keuchte, japste und schnaufte. Mein Atem ging stoßweise, und mein Puls glich dem Techno-Hit „Hyper Hyper“ von Scooter aus den 90ern Jahren. „I want to see your sweat“, forderte H.P. Baxxter damals von seinen Technofans, die in vollkommender Ekstase mit ihren Körpern zu den harten Bässen zappelten. Ich war zu diesem Zeitpunkt der Wanderung längst auf dem höchsten „I-want-to-see-your-sweat-Level“ angekommen. Kurz überlegte ich, die Tour doch noch abzubrechen und noch mal die mangelnde Fitness meines Hundes ins Spiel zu bringen. Nur war der  leider zu den Männern übergelaufen und sprang fröhlich und ausgelassen Höhenmeter um Höhenmeter wie eine Bergziege dem Ziel entgegen.

Als wir endlich oben auf dem Berg angekommen waren – noch immer pochte in meinen Ohren das „Hyper Hyper“ meines Pulses – wurden wir mit einem tollen Ausblick über das Vilser Tal und die Tiroler Alpen belohnt. Doch ein Blick nach rechts ließ nichts Gutes verheißen. Denn unser Ziel, die Burg Falkenstein, lag noch einen weiteren Berg entfernt von uns. Das bedeutete mindestens noch einen Abstieg und einen erneuten Aufstieg. Als wir uns auf den Weg machten, den gerade erst schwer erkämpften Berg auf der anderen Seite wieder abzusteigen, kam einem meiner Männer in den Sinn über den Zirmgrat zu laufen und nicht den soeben gewählten Weg bergab zu nehmen. Der Zirmgratweg ist übrigens Teil des Europäischen Fernwanderweges E 4, der Violetten Route der Via Alpina und des Maximiliansweges.

Meine Höhenangst gewann die Oberhand

Mir schwante nichts Gutes. Zwar fand ich die Aussicht zuvor sehr schön, aber wegen meiner ausgesprochen ausgeprägten Höhenangst, kam sofort H.P. Baxxter wieder in mein Ohr, der meinen Puls höher schlagen ließ. Links von mir der Abgrund, in der rechten Hand meinen Hund an der Leine, in mir tobte das „Hyper Hyper“ und vor mir machten meine Männer ordentlich Druck, weil sie unbedingt vorwärts kommen wollten. Und plötzlich ging es keinen Millimeter mehr weiter für mich. Mein Gehirn machte dicht und die Höhenangst gewann die Oberhand. Wie ein Häufchen Elend ließ ich mich auf meine Knie sinken und bekam fürchterliche Schnappatmung – diesmal aber nicht vor Anstrengung. Ich hatte Panik! Zum Glück bekamen das meine Männer rechtzeitig mit. Michael nahm mir Cabo ab und holte mich gentlemanlike aus meiner misslichen Lage. Die Tour war gelaufen, unsere Ziel, die Burg Falkenstein, haben wir nicht erreicht.

Und schon wieder hatte mich ein Berg – im wahrsten Sinne des Wortes – in die Knie gezwungen. Vergangenes Jahr war es das Hundsarschjoch, dieses Jahr der Zirmgrat. Etwas enttäuscht waren meine Jungs glaube ich schon, dass sie wegen mir, meiner Gummibärchenkondition und der Höhenangst nicht zur Burgruine Falkenstein gekommen waren. Aber dafür gab’s an der Salober Alpe für Michael und Bill ein leckeres Helles sowie eine deftige Erbsensuppe mit Wurst obendrauf.
Hyper, Hyper!

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