Kalte Schnauze – Hundeblog

Könnt ihr euch vorstellen mit eurem Hund eine Kreuz- oder Flussfahrt zu machen? Also über mehrere Tage oder Wochen? Ich nicht. Oder anders: Ich habe bisher noch nie darüber nachgedacht.

Ein ehemaliger Studienfreund hat mich schließlich auf die Idee gebracht, mich genauer mit der Materie zu befassen. Moritz, ein dickes Danke dafür nach Hamburg!

Auch wenn eine Schifffahrt für Cabo und mich nicht infrage kommt, will ich euch vorstellen, was alles mit Hund an Deck möglich ist, was es zu beachten gibt und was es kosten kann.

Welche Papiere braucht euer Hund?

Ohne Impfausweis mit einer gültigen Tollwutimpfung eures Hundes geht auch an Bord eines Schiffes nichts. Zudem wird verlangt, dass der Hund über einen Mikroship und den entsprechenden EU-Heimtierausweis verfügt, in dem die Chipnummer eingetragen ist. Eine offizielle Bescheinigung, dass euer Hund vorsorglich gegen Zecken und Würmer behandelt ist, ist ebenfalls Auflage. Darüber hinaus sind, je nach Reiseland, die entsprechenden Einreisebestimmungen mit Hund zu beachten.

Was solltet ihr mit eurem Hund an Bord beachten?

Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, weil jeder Anbieter individuelle Bedingungen stellt.

Einen habe ich mir herausgepickt und ihn besonders unter die Lupe genommen: 1AVista. Der Anbieter für Flusskreuzfahrten wirbt auf seiner Internetseite damit, dass Hunde an Bord mit Herrchen oder Frauchen nicht nur „erlaubt“ oder „geduldet“, sondern „absolut willkommen“ sind. Dort geht man sogar noch weiter und schreibt: „Auf unseren Reisen über Hollands Flüsse und Kanäle sowie dem Rhein und der Mosel stehen die Vierbeiner als Gast im Vordergrund.“

Ohne eine Hausordnung geht es natürlich nicht. So sind Hunde – außer in der Kabine – nur an der Leine im Salon, im Restaurant, an der Rezeption oder an Deck des Schiffes gestattet. Frisches Trinkwasser steht dem Vierbeiner dafür in allen öffentlichen Räumlichkeiten zur Verfügung. Damit die Hunde sich entsprechend lösen können, werden die Anlegestellen so ausgesucht, dass am Tag mehrere Stopps eingelegt werden. Falls das nicht reicht, gibt es auf dem Sonnendeck eine kleine Hundewiese für die kalten Schnauzen.

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Ein traditionelles Zeesboot in Althagen am Darß.

Jetzt kommt das Aber

Zunächst klingt das Angebot von 1AVista sehr vielversprechend. Wenn ihr euch das Kleingedruckte durchlest, gibt es jedoch einige Einschränkungen. Zum einen sind Mehrhundehalter vom Angebot ausgeschlossen, da nur ein Hund je gebuchte Kabine mitfahren darf. Zum anderen werden nur Hunde befördert, die eine maximale Schulterhöhe von 50 Zentimetern haben, in Haus oder Wohnung gehalten werden, stubenrein sind und über ein gutes Sozialverhalten verfügen.

Was ich unglaublich schade finde, ist, dass Listenhundehalter explizit vom Angebot ausgeschlossen werden: „Gefährliche Hunderassen gemäß der Hundeverordnung des Landes NRW wie Pittbull, Bullterrier, Rottweiler, Bulldog etc. werden nicht befördert.“ Dabei fallen die meisten aufgrund ihrer Schulterhöhe automatisch schon aus dem vorgegebenen Raster.

Was kostet die Beförderung eines Hundes bei 1AVista?

Fünf verschiedene Flussreisen werden von 1AVista angeboten. Die kürzeste Fahrt geht über fünf, die längste beträgt 12 Tage. Für den Hund wird jeweils 10 Euro pro Tag berechnet. Weitere Infos zu den Flussreisen von 1AVista findet ihr hier.

Welche Anbieter gibt es noch, die Hunde an Bord eines Schiffes befördern?

Neben 1AVista gibt es noch andere Anbieter, die Hunde auf einem Schiff erlauben. So bietet Cunard auf Transatlantik-Passagen mit der Queen Marry 2 ein spezielles Angebot mit Hund an. Nachteil: Die Tiere reisen in Zwingern auf einem eigenen Deckbereich, können jedoch von ihren Besitzern jederzeit besucht werden.

Dafür steht das Verwöhnprogramm für Hunde auf dem Luxus-Liner hoch im Kurs: frisch an Bord gebackene Hundekekse, Futter der Spitzenklasse (was immer das heißen mag), Fleecedecken, bequeme Hundekörbchen, Spielzeug u.v.m. Crew-Mitglieder gehen regelmäßig mit den Hunden Gassi. Über den Preis wird geschwiegen. Fest steht nur, dass er je nach Jahreszeit und Reisedauer schwankt. Weitere Infos gibt’s auf der Internetseite von Cunard.

Spezielle Angebote mit Hund gibt es auch bei Hurtigruten und Color Line. Ersterer hält für Hundehalter eigene Tierkabinen bereit. Sind diese ausgebucht, kann der Vierbeiner in einem Zwinger auf dem Autodeck oder im Auto des Halters bleiben. Dafür werden sie dort kostenfrei transportiert, in der Kabine kostet die Mitnahme des Hundes 16 Euro pro Tag.

Bei Color Line werden die Vierbeiner entweder im eigenen Auto auf dem Autodeck befördert oder in einer Box an Bord. Dreimal am Tag, zu bestimmten Zeiten, kann der der Hundehalter mit seinem Tier eine Runde auf dem Autodeck drehen. Im eigenen Auto wird pro Hund sechs Euro und in der Box 12 Euro fällig.

Diese Anbieter erlauben keine Hunde

Tui Cruises, Aida Cruises und MSC nehmen bei Kreuzfahrten grundsätzlich keine Hunde mit. Sicherheitstechnische und hygienische Aspekte werden als Gründe angegeben. Verstehen kann ich das sehr gut. Auf großen Kreuzfahrten gibt es nicht die Möglichkeit, mehrmals am Tag einen Stopp einzulegen.

Wo also die Hunde ihr Geschäft verrichten lassen, sodass es die anderen Gäste nicht stört? Und wie soll das „Pinkeldeck“ vernünftig sauber gehalten werden? Mal ganz abgesehen davon, dass ich meinem Hund niemals zumuten würde, mit mehr als 1000 Passagieren an Bord ruhig und entspannt zu bleiben. Die Entscheidung der großen Redereien kann ich durchaus nachvollziehen.

Ein kleiner Erfahrungsbericht

Eine Freundin von mir ist schon mehrfach mit ihren Hunden in See gestochen. Allerdings weniger, um Urlaub auf einem Schiff zu machen, sondern vielmehr, um mit Bully und Wohnwagen Finnland zu bereisen.

Dafür geht es mit der Fährgesellschaft „Finnlines“ von Travemünde nach Helsinki. Dabei wird eine Strecke von 1.132 Kilometer bzw. 611 Seemeilen über die Ostsee zurückgelegt. Die Überfahrtdauer beträgt 29 bis 31 Stunden – je nach Seegang. Finnlines nimmt pro Fahrt und Hund 96 Euro. Für Verpflegung der Tiere ist selbst zu sorgen. Ebenso sind die Einreisebestimmungen für Hunde einzuhalten. Hilfestellung gibt der Tierarzt oder das Auswärtige Amt.

Für die Vierbeiner besteht Kabinenpflicht, wobei zwei Hunde pro Kabine erlaubt sind. In öffentliche Bereiche dürfen Hunde nicht mitgenommen werden. Hinzu kommt, dass Hundehalter und Nichthundehalter getrennt befördert werden. So liegen die Kabinen für Tierbesitzer auf dem sogenannten und auch ausgewiesenen Hundedeck. Dort können sich die Vierbeiner auch in großangelegten Sandkästen lösen. „Die Hunde meiden in der Regel diese Kästen“, erzählt meine Freundin Patricia. Zweimal am Tag werden die Decks „luv“ und lee“ gereinigt.

Mein Fazit

Ich fand es ganz interessant, herauszufinden, was mit Hund an Bord eines Schiffes alles möglich ist, welche Auflagen es gibt und was es kosten kann. Für mich kommt eine Schiffsreise mit Hund jedoch auch nach meiner Recherche nicht infrage. Es ist mir nicht flexibel genug, weil ich von zu vielen Faktoren abhängig bin. Und im Urlaub mag ich mich nicht allzu sehr einschränken müssen.

Ohne es ausprobiert zu haben, weiß ich jetzt schon, dass ich mich mit Hund an Bord eines Schiffes über mehrere Tage nicht wohlfühlen würde. Und dieses Gefühl würde sich sofort auf Cabo übertragen. Ein unentspannter Urlaub wäre damit vorprogrammiert. Das braucht keiner von uns beiden.

Ich bleibe lieber bei spontanen Ausflügen im Urlaub mit dem Zeesboot oder anderen kurzen Überfahrten über den Rhein oder der Maas bei Wanderungen.

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Zeesboot auf dem Bodden bei Born.

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Scotty, Bob und Cabo bei einer Zeesbootfahrt auf dem Saaler-Bodden in Dierhagen.

 

 

7 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Wirklich interessanter Einblick, aber das wäre auch nichts für uns. Nicht nur Bobby sondern auch ich hätte meine Probleme mit 1000 weiteren Menschen an Bord. Ein kleines Segelboot finde ich da auch viel reizvoller. Das würden wir mit Bobby auch gerne mal machen. Leider war ihm das alles bisher immer total unheimlich und er wollte alle Bojen und Boote wegbellen. Wir wollen aber dieses Jahr noch mal einen Versuch starten. Liebe Grüße! Andrea

  • Sehr gut und gründlich recherchiert. Einige Infos waren fuer mich auch neu. Ganz interessant und wie immer super gut geschrieben.

  • Toller Beitrag!
    Ich durfte auch bereits einmal mit einer Fähre von Schweden nach Deutschland reisen. Die Überfahrt war mit Übernachtung und ich durfte mit in die Kabine. Was mir allerdings ebenfalls nicht behagt hat war die Sandkabinen an Deck, in der ich Pipi machen sollte. Ohne Grün? So klein? Da haben schon andere reingepinkelt… -> keine Chance! Bestimmt gibt es weniger sensible Hunde wie mich, die damit zu ihrem Glück kein Problem habe. Aber ich habe es mir lieber verhoben, bis ich wieder festen Boden unter meinen Pfoten hatte. Wenn wir nochmal in See stechen sollten hat Frauchen mir daher versprochen, dass es entweder eine größere Fläche geben wird, auf der ich mich erleichtern kann oder mit mehreren Landgängen verbunden ist.

    Wuff aus München
    Beltaine & Leinenhalterin Ricarda

    Falls euch meine Abenteuer interessieren schaut gerne vorbei:
    http://www.urbansetter.wordpress.com

    • Coole Sache, Sabine. Ich glaube auf dem eigenen Boot mit Hund zu sein, ist kein Vergleich zu den Fahrten, die ich beschrieben habe. Man ist doch viel freier und unabhängiger. Schaue mich bei dir gerne mal um. Danke für den Link!

      LG Silvana

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