Kalte Schnauze – Hundeblog

„Wie lange bleiben Sie?“, fragte mich Werner Cohrs. Der Betreiber des Campingplatzes „Zum Oertzewinkel“ stand auf einem roten Tretroller neben meinem Auto, um mich zu meinem Stellplatz zu bringen.
„Zwei Wochen. Bis zum 23. Juli“, antwortete ich ihm ganz selbstverständlich.
„Oh, so lange!? Na, dann fahren Sie mir mal hinterher.“

Mit dieser Reaktion auf meine Antwort hatte ich nicht gerechnet. Wie sollte ich das verstehen? War es so ungewöhnlich, zwei Wochen Urlaub in der Lüneburger Heide zu machen? Gut, wir waren zu einer Zeit dort, in der die Heideblüte kurz bevorstand. Ein lila Blumenmeer erwarteten wir jedoch nicht, weil die Heide normalerweise erst Ende August zu blühen beginnt. Oder war der Campingplatz für viele nur ein Zwischenstopp und eher kein Ort, um sich länger als ein Wochenende dort aufzuhalten?

Werner Cohrs riss mich aus meinen Gedanken, als er mit seinem Tretroller links auf eine große Wiese abbog und mir mit Handzeichen zu verstehen gab, ihm zu folgen. Die Wiese gefiel mir gut. Eine große Eiche fiel mir sofort auf, die in der Mittagszeit ein wenig Schatten spendete. Schräg rechts gegenüber standen mehrere Apfelbäume, unter denen sich eine Großfamilie mit ihrem Wohnwagen und Vorzelt gemütlich eingerichtet hatte. Auf dem Grill brutzelte bereits das Mittagessen. Zwei ältere Männer saßen auf der Kante des Kofferraums eines Kombis und beäugten mich rauchend mit einer Zigarette im Mund.

„Die fahren heute noch ab. Sie können sich also noch aussuchen, wo Sie lieber mit Ihren Freunden stehen möchten. Bei der Eiche oder in der Nähe der Obstbäume“, sagte Werner Cohrs und nickte mit dem Kopf in Richtung der Großfamilie.

Obwohl mir die Wiese zusagte, zweifelte ich daran, dass dieses idyllisches Fleckchen Grün für zwei Wochen mit unseren fünf Hunden der richtige Stellplatz war. Direkt neben der Eiche befand sich eine große Sandkiste für Kinder zum Spielen. Das könnte laut werden und gegebenenfalls nicht mit den Hunden harmonieren. Die direkte Lage am Durchfahrtsweg bereitete mir ebenfalls Sorgen. Die Hunde könnten zu oft anschlagen und andere Camper sich dadurch gestört fühlen. Ob die Eiche wohl ausreichend Schatten spenden würde an heißen und sonnigen Tagen?

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Morgens um 7.30 Uhr ist es noch schattig auf der Wiese.

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Die Apfelbäume liegen auch schon in den frühen Morgenstunden in der Sonne.

Werner Cohrs musste meinen kritischen Blick gesehen haben und bot mir an, dass ich mir die Wiese am Waldrand mal ansehen sollte. Drei Plätze für uns wären dort in den zwei Wochen ebenfalls frei. Ich sagte ihm, dass ich noch auf meine Freunde warten wollte, mit deren Ankunft ich in der nächsten halben Stunde rechnete. Ich machte schnell ein Foto von der Wiese mit dem Handy, um es meinen Freunden per WhatsApp zu schicken. Bei dem Vorhaben blieb es. Kein Netz! Null Empfang. Nur Notrufe möglich. Grundsätzlich finde ich das im Urlaub sehr angenehm. Trotzdem hätte ich meinen Freunden gerne eine SMS geschrieben, um ihnen eine kurze Info zukommen zu lassen.

„Ach übrigens: Wir sind hier ein weißer Fleck auf der Landkarte, was Handyempfang und Internet betrifft. Nur oben auf dem Feld geht es etwas besser“, gab mir Werner Cohrs den Tipp und rollte mit seinem roten Tretroller Richtung Rezeption.

Ich ließ mein Auto an der Eiche auf der Wiese stehen und beschloss, den Campingplatz mit meinem Hund Cabo zu erkunden. Der saß schon erwartungsvoll auf dem Rücksitz meines Autos, um seine erste Botschaft am nächsten Grasbüschel für die anderen Vierbeiner zu hinterlassen: Cabo, Spanier, 8 Jahre alt, kastriert, aus NRW, bringe Verstärkung mit.

Ein Rundgang über den Campingplatz „Zum Oertzewinkel“

Als ich meinen langen Hund auf seinen viel zu kurzen und krummen Beinen aus dem Auto holte, bemerkte ich, wie ich von den Dauercampern, die gegenüber der großen Wiese ihr Lager bezogen hatten, beäugt wurde. Ich grüßte freundlich, was die Stammgäste wohlwollend zur Kenntnis nahmen.

Unser erstes Ziel waren die Sanitäranlagen. Meine Blase hatte 400 Kilometer ohne Stopp durchgehalten, doch jetzt wollte sie nicht mehr länger warten. Der Putztrupp war gerade damit fertig geworden, die Toiletten zu reinigen. Mein erster Eindruck war positiv. Die Sanitäranlagen entsprachen den gängigen Standards und waren gepflegt. Für die Damen gab’s sogar einen Haartrockner zur freien Verfügung.

Insgesamt gab es zwei Sanitäranlagen auf dem Platz, zu denen auch zwei Waschräume für das Geschirr zählten. In einem der Räume befanden sich außerdem zwei moderne Miele Waschmaschinen sowie eine Trockenmaschine. Für Zelter bestand sogar die Möglichkeit, in einem Kühlschrank Lebensmittel und Getränke zu kühlen. Wer selbst keinen Kocher dabei hatte, der konnte die vorhandenen E-Herd-Platten nutzen. Coole Sache, dachte ich.

Hunde sind am Oertzewinkel herzlich willkommen

Beim meinem Rundgang über den sehr gepflegten Campingplatz entdeckte ich mehrere Kotbeutelspender mit Mülleimer. Das bestätigte meinen ersten Eindruck, dass hier auch Hunde willkommen sind. Werner Cohrs hatte mir bei meiner Ankunft direkt einen Flyer für Hundehalter in die Hand gedrückt, auf dem ich alle wichtigen Informationen fand. Wo der nächste Tierarzt zu finden ist, dass es in der Nähe eine Tierklinik gab, mehrere Adressen für Hundesalons, Raiffeisenmärkte, Hundeschulen, Hundebadestrände sowie eine Übersicht über Ausflugsziele, wo Hunde mitgenommen werden dürfen oder nicht. Auf dem Flyer war sogar eine Karte der Umgebung abgebildet, auf der vier unterschiedlich lange Hunde-Rundwege aufgezeichnet waren, die direkt vom Campingplatz abgehen. Am Schwarzen Brett entdeckte ich noch ein besonderes Angebot: vom 28. August bis 30. September 2016 sowie vom 1. November bis 17. Dezember 2016 machen Vierbeiner auf dem Campingplatz kostenlos Urlaub. Für Cabo zahlte ich jetzt 1,80 Euro pro Tag, was ich absolut in Ordnung fand.

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Auf dem Campingplatz stehen ausreichend Kotbeutelspender mit Mülleimer zur Verfügung.

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Der informative Flyer für Hundebesitzer. Die Tasse hat mir Werner Cohrs zum Abschied geschenkt.

Die Kleine und die Größe Örtze mit „Ö“ oder „Oe“

Der Weg über den Campingplatz führte mich auch über einen Holzsteg, auf dem ich die Kleine Örtze überquerte, die längs durch den Platz floss. Warum der Fluss einmal mit „Ö“ und einmal mit „Oe“ geschrieben wurde, erschloss sich mir nicht. Werner Cohrs hatte mir eine Stelle am Fluss gezeigt, an der auch Hunde ins Wasser durften. Es gab dort sogar ein Geländer im Wasser, das zum Wassertreten gedacht war. Irgendwo hatte ich gelesen, dass im Kreutzer Forst, an den der Platz angrenzte, die Kleine und die Große Örtze zusammenfließen und ausschlaggebend für die Benennung des Campingplatzes „Zum Oertzewinkel“ waren.

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Dieser Steg führt den Camper trockenen Fußes über die Kleine Örtze.

Der Teil des Campingplatzes oberhalb der Kleinen Örtze war, bis auf wenige Ausnahmen, in fester Hand der Dauercamper. Viele Parzellen-Besitzer hatten dort besonders viel Mühe in ihre Gärten gesteckt. Der Campingplatz glich an dieser Stelle durch die vielen Mobilheime eher einer Kleingartenanlage. Ich genoss meinen Spaziergang mit Cabo durch die Reihen und so langsam stellte sich bei mir das Urlaubsgefühl ein.

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Das Reich der Dauercamper. Hat etwas von einer Kleingartenanlage.

Hilfe, ich habe Handyempfang!

Als ich am Feld und damit an die Grenzen des Campingplatzes ankam, vibrierte meine Smartphone. Meine Freunde kündigten ihre Ankunft an. Ich erinnerte mich an Werner Cohrs Worte: „Oben auf dem Feld haben Sie manchmal Empfang.“ Schnell tippte ich ein paar Zeilen in mein Handy und gab Bescheid, dass ich an der Auffahrt zum Campingplatz auf sie warten würde.

Ich setzte meinen Rundgang um dem Campingplatz fort und kam an einem Tümpel vorbei, der vor allem an diesem warmen Tag von Kindern zum Schwimmen und Toben genutzt wurde. Hunde durften an dieser Stelle nicht ins Wasser. Mir was das egal. Die Kleine Örtze fand ich als Abkühlung eh viel schöner. Cabo nutzte die kleine Verschnaufpause am Teich, um sich ausgiebig im Gras zu wälzen. Der Hund fühlte sich schon jetzt pudelwohl.

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Der Campingplatz-eigene Schwimmteich.

Über einen weiteren Holzsteg überquerte ich mit Cabo erneut die Kleine Örtze und kam nach etwa 200 Metern an der Auffahrt zum Campingplatz an. Genau in dem Moment fuhren meine Freunde mit ihrem Gespann vor. Weil die Schranke in der Mittagszeit von 13 bis 14.30 Uhr geschlossen blieb, konnten die beiden noch nicht auf den Campingplatz fahren.

Die Stellplätze am Waldrand „Zum Oertzewinkel“

Wir nutzten die Zeit, um uns die Stellplätze am Waldrand des Platzes anzusehen. Dort hatten wir durch die hohen Fichten, Eichen und Birken wesentlich mehr Schatten zur Verfügung. Die Wiese war so angelegt, dass nur eine Reihe Camper dort Platz hatte. Perfekte Voraussetzungen für unsere fünf Hunde. Denn hinter uns war Wald sowie die Landstraße, die nach Munster führte, und vor uns ein kleiner Bach auf dessen anderer Seite vereinzelt Dauercamper standen. Ein kleiner Hundeweg schloss direkt an die Wiese an. Ganz klar: dort wollten wir unsere Zelte aufschlagen.

Genau in dem Moment rollte Werner Cohrs mit seinem flotten Tretroller um die Ecke, um nach uns zu sehen. „Haben Sie sich für einen Stellplatz entschieden?“, wollte er von uns wissen.
„Ja, wir bleiben hier am Waldrand“, antwortete ich ihm.
„Gut, dann buche ich Sie und Ihre Freunde für zwei Wochen am Waldrand ein. Anmelden können Sie sich morgen in Ruhe“, sagte Werner Cohrs und rollte so schnell davon, wie er gekommen war.

Um 14.30 Uhr holten meine Freunde ihr Gespann auf den Platz und bestellten an der Rezeption für den nächsten Tag zum Frühstück Brötchen. Als wir endlich alles aufgebaut hatten, war es Zeit für das obligatorische Burger-Grillen, das mittlerweile am ersten Campingtag bei uns zur Tradition geworden ist. Mit einem Glas Rotwein stießen wir auf unseren zweiwöchigen Urlaub an. Meine Bedenken zu Beginn waren vergessen. Ich war mir sehr sicher, dass ich meinen 14-tägigen Aufenthalt auf dem Campingplatz „Zum Oertzewinkel“ genießen würde.

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Kerstin und Werner Cohrs: Ein engagiertes und sympathisches Campingplatz-Betreiber-Ehepaar

Und genauso sollte es kommen. Das Campingplatz-Betreiber-Ehepaar Werner und Kerstin Cohrs stellte sich als unglaublich sympathisch und engagiert heraus. Sie waren uns stets behilflich, wenn wir Fragen oder Wünsche hatten. Vergaßen wir einmal Brötchen für den nächsten Tag zu bestellen, hatten die beiden längst an uns gedacht. Ihr kleiner „Tante-Emma-Laden“ direkt neben der Rezeption war mit allen wichtigen Lebensmitteln und Getränken ausgestattet. Neben regionalen Produkten wie Honig, Eier oder Fleischkonserven gab es Insektenschutz für Mensch und Tier, Postkarten, eine große Auswahl an Infomaterial und Wanderkarten zum Kaufen und Ausleihen. Es machte mir jedes Mal Spaß, die Regale des Ladens zu durchstöbern und immer wieder Neues zu entdecken. Werner Cohrs bot den Camping-Urlaubern diverse Radtouren zur Heide oder zu örtlichen Traditionsunternehmen an. Wer wollte, konnte bei den Cohrs Fahrräder, E-Bikes oder Gokarts ausleihen. Fast jeden Tag wurden wir auf einen anderen Ausflug oder ein bevorstehendes Event aufmerksam gemacht. So viel Engagement für die Gäste habe ich bisher auf keinem Campingplatz erlebt.

Fazit

Ich kann den Oertzewinkel-Campingplatz uneingeschränkt weiterempfehlen. Neben der gepflegten Anlage und dem super Service lassen sich von dort alle Wanderziele in Nord- und Südheide problemlos und in kurzer Zeit mit dem Auto erreichen. Lüneburg ist etwa 55 Kilometer, Celle 40 Kilometer entfernt. Der nächstgrößere Ort Faßberg ist in etwa 6 Minuten (5,4 Kilometer mit dem Auto) zu erreichen. Dort gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten und auch ein paar schöne Heidewanderungen haben am Ortsrand ihren Start- und Zielpunkt. Die Touristinformation in Müden an der Örtze, die Urlauber mit allen Infos rund um den Naturpark Südheide versorgt, liegt ebenfalls vom Campingplatz nur 6 Autominuten entfernt. Ich könnte die Liste noch um viele weitere Aspekte ergänzen. Am besten ist, ihr macht euch ein eigenes Bild vor Ort und verbringt selbst euren Urlaub in Kreutzen auf dem Campingplatz „Zum Oertzewinkel“.

Das Gasthaus „Zum Oertzewinkel“: Unmittelbar an den Campingplatz angrenzend befindet sich das Gasthaus „Zum Oertzewinkel“. Dort werden ausschließlich frische und regionale Produkte serviert. Wir waren dreimal zum Essen dort. Unter anderem zum Spanferkelessen. Ursprünglich bildeten beide sowohl Campingplatz als auch Gasthaus eine Einheit als Letzteres von Erika und Hans Sievers nach einjähriger Bauzeit 1966 eröffnet wurde. In den späten 70er Jahren wurde der Campingplatz nicht mehr von der Familie betrieben, sondern verpachtet.

Unmittelbar an den Campingplatz angrenzend befindet sich das Gasthaus „Zum Oertzewinkel“. Dort werden ausschließlich frische und regionale Produkte serviert. Wir waren dreimal zum Essen dort. Unter anderem zum Spanferkelessen. Ursprünglich bildeten sowohl Campingplatz als auch Gasthaus eine Einheit als Letzteres von Erika und Hans Sievers nach einjähriger Bauzeit 1966 eröffnet wurde. In den späten 70er Jahren wurde der Campingplatz nicht mehr von der Familie betrieben, sondern verpachtet.

9 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Hach Silvana.

    nicht mehr soooo lange und ich bin auch wieder dort oben.
    Herrliche, ich sollte es mal wieder mit Camping probieren.

    Liebe Grüße
    Elke

    • Ich kann es jedem nur empfehlen zu campen. Entspannung pur für die Seele. Das immer draußen sein und der Verzicht auf viele Annehmlichkeiten erdet und gibt Kraft.

  • ach dein Bericht bestätigt mich dass wir anscheinden alles richtig gemacht haben. Wir starten am Dienstag in unseren 2-wöchigen Urlaub auf dem Platz und ich freu mich total! Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die Fotos!

  • Wie nehmen unseren Großen auch jedes Jahr mit zum Campen. Jedoch versuchen wir immer auf einen neuen Campinplatz in Deutschland zu fahren. Auf dem Platz waren wir auch schon und ich muss sagen, es war einer der besten bis jetzt. Es ist manchmal schwierig einen geeigneten Platz zu finden, an dem auch hunde erlaubt sind. Tolle Bilder übrigens, da überlegt man sich nochmal dorthin zu fahren ;) Lg Conni

  • Wir fühlen uns schon seit Jahren hier wohl und geniessen es. Unser Hund hat hier einen riesigen Auslauf und ist überall willkommen.
    Es gibt extra Mülleimer und Gassibeutel gratis.
    Es gibt viele Ausflugziele und in der Sommersaison sogar geführte Fahrradtouren die sich wirklich lohnen.
    Aber auch solo kann man unheimlich viel mit dem Rad unternehmen.
    Wir können es nur weiter empfehen.

    • Hey Stefan, es freut mich, dass du mit dem Campingplatz „Zum Oertzewinkel“ auch so gute Erfahrungen gemacht hast. Service, Ausstattung und Lage sind wirklich super.

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