Kalte Schnauze – Hundeblog

Es hat bei mir ein wenig gedauert, bis es Klick gemacht hat und ich meine Kamera verstanden habe. Der Auslöser war schnell gedrückt, ein schönes Ergebnis ließ aber lange auf sich warten.

Ich habe immer gedacht, wenn ich mir schon eine Spiegelreflexkamera leiste, dann soll sie auch bitte einen guten Job machen. Machte sie aber nicht, weil ich sie falsch bedient habe. Und das hat mich furchtbar frustriert.

Damit das bei euch nicht so ist, will ich erklären, was es mit dem Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO auf sich hat. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und werde euch nicht mit Fachbegriffen erschlagen.

Ich möchte, dass ihr versteht, was passiert, wenn ihr bestimmte Einstellungen an eurer Kamera vornehmt. Und das erkläre ich euch jetzt so simple wie möglich.

Wenn ich hier von Kamera(s) spreche, dann beziehe ich mich ausschließlich auf Spiegelreflexkameras.

Große Blende, kleine Blendenzahl

Das ist so eine Regel, für dich ich etwas länger gebraucht habe, um sie zu verstehen. Denn eigentlich ist sie total unlogisch. Wieso wird etwas groß, wenn ich kleine Zahlen nehme? Aber fangen wir von vorne an.

Der ein oder andere wird sich bestimmt schon mal gefragt haben, wie man den Bildhintergrund so unscharf bekommt.

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Blende 2,8 – Verschlusszeit 1/6400 – ISO 400 – Brennweite 200

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Blende 2,8 – Verschlusszeit 1/1600 – ISO 100 – Brennweite 200mm

Das hat mit der Blende zu tun. Je kleiner die Blendenzahl, desto unschärfer der Hintergrund. Warum das so ist, darauf komme ich noch.

Bei diesen Fotos habe ich eine Blende von 2,8 genommen. Das heißt, hierbei war die Blende meines Kameraobjektives so weit wie möglich geöffnet, sodass ganz viel Licht durch das Objektiv auf den Bildsensor kommen konnte.

Jetzt gibt es allerdings eine Einschränkung. Nicht jeder kann eine Blende von 2,8 nutzen. Denn nicht alle Kameraobjektive sind so lichtstark. Meine alte Canon 550D habe ich damals mit einem Kit-Objektiv gekauft. Da konnte ich maximal eine Blende von 3,5 einstellen. Bei manchen ist bei 4,0 oder 5,6 schon Schluss. Für den Anfang ist das sicherlich nicht schlecht. Aber ihr braucht dann bei Bewegungsfotos optimales Licht. Auf das Warum gehe ich noch ein.

Doch warum wird der Hintergrund unscharf?

Ich habe mir damals eine Eselsbrücke gebaut, um mir zu merken, dass eine
große Blende = eine kleine Blendenzahl = ein unscharfer Hintergrund bedeutet.

Das beste Beispiel sind unsere Augen. Die funktionieren genauso wie die Blende eures Kameraobjektivs. Wenn eure Pupille geweitet ist, meist im Dunkeln und bei schlechten Lichtverhältnissen, versucht das Auge so viel Licht wie möglich aufzunehmen. Ihr glotzt dann förmlich. Nachteil, ihr seht nicht alles scharf.

Ähnliches passiert bei einer komplett geöffneten Blende: viel Licht fällt durch das Objektiv auf den Kamerasensor, der Hintergrund ist aber unscharf.

Wie bekommst du einen knackscharfen Bildhintergrund?

Das Auge besitzt eine natürliche Schutzfunktion bei starker Lichteinstrahlung. Die Pupillen verkleinern sich dann automatisch. Das passiert auch, wenn das Auge auf etwas scharf stellt. Vielleicht habt ihr euch schon mal dabei ertappt, dass ihr die Augen zusammengekniffen habt, um besser sehen zu können, wenn ihr etwas nicht gut erkennen oder lesen könnt. Mit den Augen „knibbeln“ sagt man bei uns im Rheinland. Blinzeln heißt es richtig auf Hochdeutsch. :D

Das geschieht auch mit eurem Kameraobjektiv bzw. mit der Blende, wenn ihr sie so wenig wie möglich öffnet – sprich ihr eine hohe Blendenzahl wählt. Dann wird auch der Hintergrund des Fotos knackscharf. Das wird zum Beispiel bei der Landschaftsfotografie gerne gemacht, damit bis in die Tiefen des Bildes möglichst viel zu erkennen ist.

Eine kleine Blende und eine hohen Blendenzahl bedeutet aber auch, dass ihr gutes Wetter braucht, so wie hier auf dem Bild. Denn umso weniger die Blende geöffnet ist, umso weniger Licht trifft auch auf den Kamerasensor.

Das Kloster St. Mang am Lech in Füssen mit Schnee.

Blende 14 – Verschlusszeit 1/160 – ISO 100 – Brennweite 16mm

Wunderschöner Panoramablick mit knorrigen Obstbäumen am Wegesrand.

Blende 13 – Verschlusszeit 1/160 – ISO 100 – Brennweite 17mm

Die Verschlusszeit

Mit der Blende allein ist es aber noch lange nicht getan. Damit die Fotos von euren Hunden auch in Bewegung scharf werden und nicht verwackeln, müsst ihr zur Blende auch die richtige Verschlusszeit bzw. Belichtungszeit wählen. Beide Ausdrücke sind richtig.

Je kürzer die Verschlusszeit, desto besser könnt ihr schnelle Motive wie den laufenden Hund mit der Kamera festhalten.

Wenn ihr also beim Drücken des Auslösers ein kurzes Klick hört, dann könnt ihr euch ziemlich sicher sein, dass eine kurze Verschlusszeit eingestellt ist.

Hört ihr eher ein langezogenes Klacken, wenn ihr den Auslöser drückt, dann ist eine längere Verschlusszeit eingestellt. Ihr könnt das super ausprobieren, indem ihr eure Kamera auf Automatikmodus stellt. Dann entscheidet sie selbst, welche Einstellungen ihrer Meinung nach für die vorhandene Lichtsituation die beste ist.

Geht mal mit eurer Kamera raus, wenn die Sonne scheint und drückt den Auslöser und geht dann rein, in einem Raum, wo es ziemlich dunkel ist und betätigt den Auslöser noch mal. Ihr werdet einen Unterschied hören.

Wie werden Blende und Verschlusszeit nun ein gutes Team?

Kommen wir zu dem Warum von oben beim Punkt „Blende“. Wir wissen jetzt, dass ihr für Fotos von Hunden in Bewegung eine kurze Verschlusszeit braucht. Was aber mindestens genauso wichtig ist, ist das Licht.  Das bekommt ihr zum einen mit einer offenen Blende und einer kleinen Blendenzahl. Zum anderen braucht ihr Sonne bzw. gute Lichtverhältnisse. Welche Uhrzeit sich da am besten eignet, habe ich euch hier verraten.

Für den Anfang empfehle ich euch mit den Haltbautomatikprogrammen eurer Kamera rumzuspielen. Für Bewegungsfotos stellt ihr neben dem Autofokus (AF) und der Serienbildfunktion bei

Canon „TV“ = Time Value = Zeitwert ein.

Bei Nikon sollte das der Modus „S“ wie Sport sein.

Bei beiden Kameramodellen wählt ihr so die Blendenautomatik aus. Das heißt, ihr gebt der Kamera vor, welche Verschlusszeit sie nehmen soll und sie entscheidet, welche Blende gerade bei den bestehenden Lichtverhältnissen gut ist. Das ist gerade am Anfang super hilfreich, weil ihr euch erstmal nur auf eine Sache konzentrieren braucht.

Beginnt mal mit einer Verschlusszeit von 1/1000 und probiert aus, wie sich eure Kamera verhält bzw. welche Ergebnisse ihr erzielt.

Versucht, die Verschlusszeit Stück für Stück zu verkürzen: also von 1/1000 auf 1/1250 auf 1/1600 auf  1/2000… usw.

Lasst euch im Display eurer Kamera die Bildinfos anzeigen, um zu sehen für welche Blende sich eure Cam jeweils entschieden hat. Ich habe mir dazu immer Notizen gemacht, um mir alles besser merken zu können.

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Blende 2,8 – Verschlusszeit 1/1600 – ISO 100 – Brennweite 105mm

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Blende 4,5 – Verschlusszeit 1/1600 – ISO 200 – Brennweite 153mm

Die ISO-Empfindlichkeit oder das große Rauschen

In der analogen Fotografie spielte die ISO-Empfindlichkeit des Films, den man noch in die Kamera einlegte, eine große Rolle. Je empfindlicher der Film war, desto weniger Licht war notwendig.

Früher musstet ihr also immer ganz genau wissen, was und wo ihr fotografieren wollt bzw. welche Lichtverhältnisse euch erwarten. Denn danach habt ihr den Fotofilm ausgesucht. Mal eben zwischendurch den Film wechseln, war nicht so einfach drin.

In der digitalen Fotografie ist das jetzt zum Glück wesentlich einfacher, weil ihr für jedes Foto die ISO-Empfindlichkeit mit ein bis zwei Knopfdrücken ändern könnt. Um die ISO zu verstellen, müsst ihr bei den meisten DSLRs nicht lange im Menü suchen. Der Knopf sollte möglichst in der Nähe des Suchers sein.

Die ISO-Empfindlichkeit bei digitalen Kameras bezieht sich auch nicht mehr auf den Film, sondern auf den Bildsensor eurer Kamera.

Als grobe Richtwerte für die jeweilige Aufnahmesituation könnt ihr euch folgende merken:

100 bis 200 ISO = Sonnenschein

400 bis 800 ISO = bedeckter Himmel/abends

> 800 ISO = bei Nacht/dunkle Innenräume

Doch was bedeuten diese Zahlen nun?

Umso kleiner der ISO-Wert ist, umso lichtunempfindlicher ist auch der Bildsensor. Ihr braucht also viel gutes Umgebungslicht.

Schraubt ihr die ISO-Werte hoch, wird der Bildsensor entsprechend empfindlicher. Aufnahmen bei wenig Licht sind damit möglich.

Jetzt kommt der Haken mit der ISO-Empfindlichkeit

Es wäre auch zu schön, wenn es bei der Geschichte keinen Haken gäbe. Auf den ersten Blick klingt es super, dass ihr bei schlechten Lichtbedingungen nur die ISO-Werte hochdrehen müsst. Aber auf den zweiten Blick wirkt sich genau das auf die Bildqualität aus. Denn höhere ISO-Werte bewirken ein fieses Bildrauschen. Oder anders gesagt: das Bild ist total körnig bzw. verpixelt und wirkt unscharf.

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Starkes Rauschen im Bild: Blende 22 – Verschlusszeit 20 Sek. – ISO 3200 – Brennweite 17mm

Darum verstehe ich nie, warum die Kamerahersteller immer mit extrem hohen ISO-Werten von weit mehr als 6400 werben. Die sind nämlich in den meisten Fällen ganz großer Mist.

Warum in den meisten Fällen, werdet ihr euch jetzt fragen? Weil das Rauschverhalten stark von der Qualität eurer Kamera abhängig ist.

Daher empfehle ich euch, mit dem ISO-Wert nicht höher als 800 zu gehen. Bei den Einsteiger-Spiegelreflexkameras ist das Rauschen dabei noch zu vertreten. Ich habe zum Beispiel an meiner kleinen Canon 550D eingestellt, dass die Kamera nicht höher als 800 ISO gehen darf. Meistens nutze ich beim Fotografieren die ISO-Automatik. Da muss ich weniger überlegen.

Habt ihr noch Fragen?

Ich habe in diesem Beitrag bewusst auf Fachchinesisch verzichtet, um das komplexe Thema leichter verständlich zu machen. Wenn ihr irgendwas nicht verstanden habt oder es noch Fragen gibt, dann immer her damit.

Noch mehr Tipps zur Hundefotografie

Schaut doch mal bei folgenden Hunde-Blogs vorbei. Dort findet ihr auch tolle Tipps rund um das Thema „Fotografieren“:

Froilein Freddy:

Sheltie Bailey:

11 KommentareHinterlasse einen Kommentar

    • Hey Sonja,
      super, dass du deine Kamera jetzt ein wenig besser verstehst. Hast sie auch noch nicht so lange.
      Jetzt gilt es, das Gelesene umzusetzen. Das heißt üben, üben üben. Denn wie beim Autofahren, lernt man auch das Fotografieren nicht von alleine. Man muss dranbleiben und immer wieder machen. Mich hat damals so ein Ehrgeiz gepackt, und dann auf einmal hatte ich es begriffen und die Bilder wurden immer besser. Bleib dran! Das kann ich dir nur empfehlen.

      Liebe Grüße – auch an deinen süßen Charly!

  • Danke Silvana, jetzt muss ich nur noch eine ruhige Minute finden und mit Laptop auf dem Schoß und Kamera in der Hand alles ausprobieren. Ich war eigentlich schon kurz davor, einen Volkshochschulkurs zu belegen. Bereits die Gebrauchsanweisung meiner neuen (naja, Januar ´15) ist mir ein komplettes Rätsel….

  • Hallo Silvana,
    vielen Dank für deinen Link! Ich habe deinen Artikel schon einige Male gelesen und finde ihn sehr informativ und verständlich geschrieben. Genau das Richtige für mich!

    Viele Grüße
    Theresia+Galgo

    • Hallo Jörg,
      vielen Dank für dein Kompliment. Schnee gab es hier im Rheinland heute ein kleines bisschen. Das Titelfoto ist im Allgäu entstanden. So viel Schnee wird es hier wohl nie geben.

      Viele Grüße
      Silvana

  • Hallo Silvana,
    tolle Beriche, die verständlich geschrieben sind (so dass wir vielleicht auch mal besser mit unserer Kamera umgehen können) und supertolle Bilder. Deine Fellnase sieht unserem Louis sehr ähnlich – könnten fast Geschwister sein 😉
    Liebe Grüße
    Carmen

  • Danke Silvana,

    das hat sehr weitergeholfen, um ein neues Objektiv auszuwählen. „Spieltipp“ zum Überprüfen, ob man deine Infos wirklich verstanden hat: die Fotos ohne Bildunterschrift ansehen und grob die Kameraeinstellungen raten. 😀

    Liebe Grüße, auch an Javi,
    Mara

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