Heute gibt’s wieder einen Gastbeitrag auf Kalte Schnauze Blog. Diesmal bekomme ich weibliche Unterstützung von Redakteurin Marni Alves, die über ihren Hund Heinzchen schreibt, der eine ungewöhnliche Marotte hat.
Als wir unseren Hund das erste Mal sahen, lag er bewegungslos im Kofferraum eines Kleinwagens. Das Auto gehörte einer Tierärztin auf Menorca, und das Zotteltier hatte den Wagen zu seinem Zuhause auserkoren. Sein Fell war weiß und schwarz und an manchen Stellen etwas braun. Wir hatten uns sofort in diese vierb
einige Straßenmischung verliebt und ihn mit nach Deutschland genommen. Ein Name war auch schnell gefunden: Heinzfiftyseven. Eine Freundin aus England nannte ihn so. Wahrscheinlich, weil man bei Ketchup auch nur erraten kann, was alles darin steckt.
Zuhause lief Heinz anfangs mit der Schleppleine, bis wir wussten, dass er sich vor Hasen und Füchsen fürchtet und das Zurückrufen pannenfrei klappt. Oder jedenfalls dachten wir, dass wir das wüssten. Bis Heinz auf einmal auf einem Spaziergang durch die Wälder des Mittelgebirges die Biege machte und verschwunden war. Auf der Suche nach ihm wurde mir schnell klar, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen für mich war. Denn ehe ich mich versehen hatte, hatte ich mich im Wald verlaufen. Erst Stunden später fand mich mein Mann Mithilfe des Försters und meiner telefonischen Angaben zu den Waldmarkierungen. Heinz hingegen war schon längst wieder Zuhause. Also wurden die nächsten Spaziergänge vorerst wieder an den Gebrauch der Schleppleine gebunden.
In den großen, eingezäunten Garten durfte Heinz ohne Einschränkungen. Zäune aber, so lehrte mich das Tier, sind relativ – also relativ zu niedrig für einen, den die Lauflust packt. Der Hund war weg und ich machte ich mich auf die Suche nach ihm. Allerdings blieb diese ohne Erfolg. Niemand hatte Heinz gesehen, vorsichtshalber meldete ich ihn bei Tasso als vermisst und beim Dorfpolizisten als der meine, falls er auftauchen würde. Da klingelte das Telefon: Ein netter Herr aus dem Nachbardorf fragte höflichst an, ob der Hund, der sich weigere, den Kofferraum seines Autos zu verlassen, denn unserer sei. Er habe die Nummer auf dem Halsband gefunden und nun hoffe er, dass ihn jemand von dem Zottel befreie, er brauche das Auto.
Heinz wurde ruhiger im Alter. Die Liebe zu den Kofferräumen blieb. Genauso wie die Frage, warum Menschen ihre Autotüren nicht richtig verschließen.
Gastautorin Marni Alves ist in Braunschweig und Berlin unterwegs. Als Redakteurin schreibt sie für Hundweb.net, dem Portal für Hundefreunde. Dort gibt’s jede Menge Infos zum Thema Hundezucht, Haltung, Verhalten, Pflege, Ernährung und Gesundheit.