Lieber Cabo,
kannst du dich noch an unsere erste Begegnung in Spanien erinnern? Da warst du geschätzte acht bis zehn Wochen alt. Du hast verzweifelt gejault und mich damit auf dich aufmerksam gemacht. Als ich nachsah, wo diese komischen Geräusche auf der Straße am Ende unseres Grundstücks herkamen, bist du mir auch schon mit hoch erhobener Rute und viel zu kurzen Beinen entgegen getapst. Ich weiß nicht warum, aber ich fragte dich, ob du dich verlaufen oder dein Rudel aus den Augen verloren hast. Natürlich hast du mir keine Antwort auf meine Fragen gegeben, aber wie wild mit deinem kleinen Popo gewackelt und mich mit deinen dunklen Knopfaugen erwartungsvoll angesehen. Gemeinsam haben wir nach deinen Menschen gesucht, von denen ich glaubte, dass sie dich furchtbar vermissten und bereits nach dir suchten. Wir fanden deine Menschen nicht. Es war niemand dort, keine Menschenseele. So langsam wurde mir klar, was mein Kopf nicht wahrhaben wollte, aber mein Bauch längst wusste: Man hatte dich ausgesetzt.
Also nahm ich dich mit in unser Haus, entfernte die Kletten von deinem Fell und gab dir Wasser zu trinken. Meiner Mutter schrieb ich eine SMS: „Mami, ich habe einen Hund gefunden. Er ist ein Rüde und noch ganz klein.“ Sie antwortete: „Das gibt es doch nicht. Wie schön!“
Ja, das war es. Nur mein Vater war nicht begeistert von deinem plötzlichen Auftauchen. Drei Jahre waren wir ohne Hund. Er wollte keinen mehr, wollte ungebunden sein und nicht mehr Rücksicht auf ein Tier nehmen müssen. Gegen meine Mutter und mich hatte er trotzdem keine Chance. Du solltest bei uns bleiben und mit nach Deutschland kommen. Geglaubt habe ich das erst, als ich dich in Düsseldorf beim Sondergepäck abgeholt und aus deiner Flugbox gelassen habe.
Es dauerte seine Zeit, bis du dich an deine neue Umgebung gewöhnt hattest. Dir fehlte dein Kaktus, der sich sein Beet mit großen weißen Steinen teilte und auf denen du immer Pipi gemacht hast. Mit dem Rasen in unserem Garten konntest du nichts anfangen. Genauso wenig mit den Feld- und Waldwegen vor unserer Haustür. Zum Glück entdecktest du das Steinbeet in unserem Garten.
Eine Woche später suchte ich eine Hundeschule für dich und wurde direkt fündig. Jeder dort hatte eine Meinung zur dir. „Wie alt ist der? 16 Wochen? Niemals! Der ist viel älter. Wo haben Sie den her? Von der Straße? Aus dem Ausland? Hm, hm, hm. Sie dürfen nichts in ihn hineininterpretieren. Was er erlebt hat, ist unwichtig. Wichtig ist, was er jetzt lernt.“ Und du lerntest schnell. Was war ich stolz auf dich. Als du in die Pubertät kamst weniger. Und wieder gab es Meinungen in der Hundeschule über dich: „Das ist kein einfacher Hund. Das habe ich Ihnen von Anfang an gesagt. Zum Glück sind sie hier bei uns, sonst würde der Ihnen noch mehr auf der Nase rumtanzen.“
Das „zum Glück sind Sie hier bei uns“ brachte keine Erfolge, sodass wir beschlossen, andere Wege zu gehen. Wir probierten viele aus, kamen vom Weg ab, fanden doch zurück und schließlich zu uns selbst. Was bis heute von dieser Zeit geblieben ist, sind unsere Freunde, die wir gefunden haben. Allein dafür hat sich der Umweg gelohnt.
Aus der Summe dieser Wege ist dieses Blog entstanden. Kurze Zeit später sogar meine Selbstständigkeit. Ja, Cabo, du hast mir meinen beruflichen Weg geebnet. Manch einer mag mag mich jetzt für bescheuert erklären. Aber du hast mich mit deiner feinen Nase auf die Spur gebracht. Dafür bin ich dir unendlich dankbar.
Heute, an deinem neunten Nicht-Geburtstag, kommt mir unsere Geschichte kitschig vor: Ein Findelhund aus Spanien tapst in das Leben einer damals 26-Jährigen und wirbelt es komplett durcheinander – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist er das Beste, was ihr je passiert ist.
Es ist so viel Zeit vergangen. Zeit mit dir, die ich so unfassbar schätze. Wir haben so viel voneinander gelernt, dass es wehtut, weil es mich so berührt.
Gerade liegst du friedlich neben mir auf der Couch und schläfst. Grau bist du um die Schnauze geworden. Aber du bist noch lange nicht alt. Wer hätte damals in Spanien gedacht, dass du mal mein Seelenhund wirst, den ich für immer bei mir haben will. Ich glaube, du hattest von Anfang an diesen teuflischen Plan, dich in mein Herz zu schleichen. Eigentlich war es beim ersten Blick in deine Augen schon um mich geschehen. Und ich glaube, dass es bei meinem Vater genauso war. Nicht umsonst bist du schon so lange sein „Schatzimann“.
Feliz cumpleaños, Cabo! Te quiero mucho!
Na dann mal schnell „Herzlichen Glückwunsch“ von Davy und mir :-)
Liebe Grüße, Klaus
Lieber Cabo, du bist ein klasse Kerl und so fotogen :-) Ich wünsche dir noch viele gesunde Jahre mit deinem Frauchen (hast du dir gut ausgesucht, damals in Spanien). Sehr schön zu lesen, wie toll ihr zusammengewachsen seid und euren eigenen Weg gefunden habt. Bis bald und liebe Grüße von Andrea und Bobby