Wandern in der Lüneburger Heide ist ein Genuss! Eigentlich ist damit schon alles gesagt und ich könnte euch jetzt sofort auf die Reise schicken. Dann wüsstet ihr aber nicht, wie toll das Wegesystem dort ist, welche informativen und nützlichen Wanderbroschüren es von der Süd- und Nordheide gibt, dass ihr in der Lüneburger Heide tatsächlich Höhenmeter machen könnt und dass es richtig abenteuerlich werden kann. Doch zurück auf Anfang!
Natur erleben im Wanderparadies Südheide
Genauso heißt eine, wie ich finde, umfangreiche Wanderbroschüre, die vom Landkreis Celle herausgegeben wird. Sie ist erhältlich für eine Schutzgebühr von 3,50 Euro zum Beispiel in der Touristinformation Müden an der Örtze oder am Campingplatz „Zum Oertzewinkel“. Darin stehen 23 themenbezogene Rundwanderwege von zusammen knapp 400 Kilometern Länge, die sich durch den Naturpark Südheide ziehen. Jeder der Wege verfügt über ein eigenes Piktogramm, das dem Wanderer den Weg leitet.
Was ich mega finde, ist, dass jeder dieser 23 Rundwanderwege über mindestens zwei verschiedene Weglängen verfügt. So gibt es immer eine kurze und eine lange Tour oder eine kurze sowie mittellange Tour. Teilweise führen die Routen den Wanderer auch an Etappen des Heidschnuckenwegs entlang. Toll finde ich auch, dass es barrierefreie Wanderrouten in der Broschüre gibt. Hinzu kommt, dass alle 23 Wanderwege über einen großzügigen und sehr gut ausgeschilderten Parkplatz verfügen und teilweise auch mit Toiletten und mit Picknick-Plätzen ausgestattet sind. Zudem gibt es in der Broschüre Hinweise über Einkehrmöglichkeiten, besondere Sehenswürdigkeiten oder Wohnmobil-Stellplätze.
Zu jedem Themenweg erfährt der Wanderer in der Broschüre Wissenswertes. Zur besseren Orientierung ist bei allen Rundwegen eine Karte beigefügt. Die Broschüre ist so aufgebaut, dass sie jeder – ob Wanderanfänger oder -profi – sich darin sofort zurechtfindet. 208 Seiten stark ist diese Broschüre, die eher den Namen Wanderführer verdient hätte. Es ist als Ringbuch angelegt und lässt sich gut im Rucksack verstauen.
Naturwunder im Naturpark Lüneburger Heide – Wandern in Bispingen
Auch für die Nordheide gibt es eine Wanderbroschüre: „Naturwunder im Naturpark Lüneburger Heide“. Sie ist bei weitem nicht so umfangreich wie das Ringbuch des Naturparks Südheide. Dennoch hält sie auf 39 sehr schönen und übersichtlich gehaltenen Seiten 32 Naturwunder für den Leser bereit. Eine Übersichtskarte hilft dabei, sich in der Nordheide zurechtzufinden. Die Broschüre ist zum Beispiel in der Touristinformation Munster für eine Schutzgebühr von einem Euro zu erhalten.
Ergänzend zu dieser Broschüre habe ich mir noch eine weitere namens „Rundwanderwege – Wandern in Bispingen“ mitgenommen, die von der Bispingen Touristik herausgegeben wird. Darin enthalten sind 23 Touren, mit kurzen Streckenbeschreibungen, Fotos und Karten, die Lust auf mehr machen.
Bergwandern im Naturpark Lüneburger Heide
Lust auf mehr mach ich euch jetzt auch, indem ich euch eine Wanderung aus der Nordheide genauer vorstelle. Und ja, ihr habt richtig gelesen: es geht auf einen Berg. Genauer gesagt nehme ich euch mit auf den Wilseder Berg.
Eigentlich wollte ich gar nicht dorthin. Hatten wir im Naturpark Südheide noch so viel zu entdecken. Doch meine Entourage blieb hartnäckig und setzte sich durch. Zum Glück, wie sich später herausstellte.
Mit vier Personen und vier Hunden machten wir uns auf den Weg nach Wilsede, einem Ort im Naturpark Lüneburger Heide. Von dort wollten wir die jeweils 3,5 Kilometer langen Wanderwege „W1“ und „W2“ erkunden, die in der Rundwanderweg-Broschüre von der Bispingen Touristik beschrieben sind. In Wilsede, so war der Plan, wollten wir nach einem Parkplatz Ausschau halten und unsere kleine Wanderung starten. Was wir nicht wussten: Wilsede ist autofreie Zone. Nur mit einer Sondergenehmigung ist es erlaubt, den Ort mit einem Pkw anzufahren.
Die hatten wir natürlich nicht, und gucken ganz schön blöd aus der Wäsche, als uns das Navi immer wieder zu dem Durchfahrtsverbotsschild leitete. Ein Kutscher hatte Erbarmen mit uns und klärte uns auf, dass wir nur mit ihm oder zu Fuß nach Wilsede gelangen. 5 Kilometer Fußmarsch trennte uns von unserem Wanderziel.
Verwirrt und etwas irritiert schauten wir nochmals in die Broschüre. Und siehe da: Ein Wanderparkplatz war in Wilsede tatsächlich nicht ausgewiesen. Dafür aber in dem Örtchen Niederhaverbeck. Von dort war der Wilseder Berg über einen anderen Wanderweg ebenfalls zu erreichen.
Wir bedankten uns bei dem Kutscher für die freundliche Auskunft und fuhren den Parkplatz in Niederhaverbeck an. Gegen eine Gebühr von 3 Euro konnten wir das Auto dort für einige Stunden abstellen.
N2 – Totes Holz und lebende Heide
Der Wanderweg „N2“, der den Beinamen „Totes Holz und lebende Heide“ trägt, stellte sich als wahrer Glücksgriff heraus. Auf sieben Kilometern führte er uns an zerfallenen Baumstämmen, jungen Heidesträuchern, offenen Heideflächen, alten Eichen und Birken sowie an bizarren Wacholdern vorbei. Von einer Aussichtsplattform konnten wir die wunderschöne Landschaft bestaunen und einen ersten Blick auf den Wilseder Berg erhaschen. Auch wenn ich noch nie in der Toskana war, stellte ich mir die Landschaft ähnlich wie in Niederhaverbeck vor. Auch ohne die Heideblüte war ich fasziniert von diesem Landschaftsabschnitt.
Am Fuß des Wilseder Bergs machte der Rundweg „N2“ einen Schlenker vom Berg weg und führte uns über das Heidetal zurück zum Parkplatz. Wir wollten aber den Wilseder Berg erklimmen, denn wegen ihm waren wir gekommen.
Der Wilseder Berg – höchste Erhebung im nordwestdeutschen Tiefland
Mit 169 Metern bildet der Wilseder Berg die höchste Erhebung im nordwestdeutschen Tiefland. Bei klarer Sicht kann man von der Spitze bis zum 40 Kilometer entfernten Hamburg gucken. So war es auch der berühmte Mathematiker Carl-Friedrich Gauß, der den Wilseder Berg im Zuge seiner Vermessungen des Königsreichs Hannover nutzte und dort einen trigonometrischen Messpunkt setzte. Während ich genau das in meiner Broschüre las, entdeckte ich auch den Hinweis, dass Wilsede für Pkws gesperrt ist und empfohlen wird, unter anderen den Parkplatz in Niederhaverbeck anzufahren. Ja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Uns war die kleine Unachtsamkeit mittlerweile egal. Wir genossen die atemberaubende Landschaft, die uns unterhalb des Wilseder Berges zu Füßen lag. Weil wir uns bereits auf dem Wanderweg „W1“ befanden, beschlossen wir spontan, die 3,5 Kilometer noch mitzunehmen und uns dann erst wieder vom Rundweg „N2“ zu unserem Parkplatz weisen zu lassen. Wenn wir nicht die tickende Parkuhr im Nacken gehabt hätten, wären wir sicherlich auch noch den Rundweg „W2“ gelaufen, der direkt an „W1“ anschließt. So ließen wir die „Einblicke in Abgründe“ aus und sahen leider den „Totengrund“ mit seinen steilen Hängen und der extremen Talausbildung nicht.
Doch der Rückweg des „N2“ entschädigte uns für alles. Ich machte unzählige Fotos und kam aus dem Staunen nicht heraus. Es muss nicht immer Heideblüte sein. Der Naturpark Lüneburger Heide ist auch außerhalb der Blütezeit einen Besuch wert!
Nach etwa zehn Kilometern kamen wir wieder am Parkplatz in Niederhaverbeck an. In „Omas Heide-Imbiss“ genehmigten wir uns noch ein kühles Getränk. Zur großen Freude meines heißblütigen Spaniers lernte er dort eine attraktive Labbi-Mix-Dame kennen und verliebte sich sofort in sie. Auch die vierbeinige Dame des Hauses war meinem Cabo nicht abgeneigt. Nur schweren Herzens konnten sich die beiden nach einem halbstündigen Spiel trennen. Mir war aber bei den hohen Temperaturen sehr daran gelegen, meinen Casanova vor einem Herzinfarkt zu schützen. ;-)
Ein Tipp: Elke vom Blog „Fotografische Reisen und Wanderungen“ war auch am Wilseder Berg unterwegs und hat den Totengrund sowie den Ort Wilsede besucht. Ihren ausführlichen Bericht findet ihr hier. Sehr lesenswert!
Bremsenschreck: Der Wachholderwald in der Teufelsheide
Könnt ihr noch? Eine Antwort bin ich euch nämlich noch schuldig. Ich hatte anfangs geschrieben, dass das Wandern in der Lüneburger Heide auch abenteuerlich sein kann. Passend zum Rundwanderweg mit dem Namen „Der Wacholderwald in der Teufelsheide“ – der im Naturpark Südheide liegt – machten wir eine Begegnung der anderen Art.
Bereits auf der Fahrt zum Wanderparkplatz nach Schmarbeck in Faßberg braute sich vor uns ein dickes Gewitter zusammen. Unsere Wanderung stand auf der Kippe. Denn auf freier Fläche in ein tobendes Gewitter zu kommen, wollte ich mir freiwillig nicht antun. Zum Glück wanderten wir so, dass das Gewitter stets vor uns war und wir trocken und sicher blieben. Doch eine andere Gefahr lauerte bereits auf uns, mit der wir niemals gerechnet hätten.
Als wir die Heidefläche hinter uns ließen, betraten wir ein Kiefernwäldchen, um von dort aus in den Wacholderwald zu gelangen. Doch so weit kamen wir erst gar nicht. Kaum hatten wir den Kiefernwald betreten, wurden wir von Bremsen attackiert. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Wild um uns schlagend und im Marschschritt versuchten wir die Angriffe der Blutsauger abzuwehren. Hofften wir zu Beginn noch, die Plagegeister würden uns irgendwann in Ruhe lassen, mussten wir uns von Meter zu Meter eingestehen, dass an gemütliches Wandern nicht mehr zu denken war. Auch die Hunde hatten ihre Not, die lästigen und teilweise riesigen Bremsen loszuwerden. Wir mussten die Wanderung abbrechen und suchten uns den kürzesten Weg raus aus dem Kiefernwald.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und vollkommen durchgeschwitzt kamen wir endlich wieder am Parkplatz an. Immerhin: Wir schafften es irgendwie ohne viele Stiche aus dem Wald heraus. Trotzdem muss ich so eine Erfahrung nicht noch mal machen. Ich war enttäuscht, dass wir die Runde nicht beenden konnten und nichts vom Wacholderwald gesehen haben. Meine Freunde waren ein paar Tage später nochmals in der Nähe von Schmarbeck unterwegs. Auch dort mussten sie die Wanderung aufgrund der Bremsen-Plage vorzeitig abbrechen.
Wo wir sonst noch waren
Es würden den Rahmen sprengen, wenn ich euch noch von den anderen Wanderungen erzähle, die ich mit meinen Freunden gemacht habe. Empfehlen kann ich euch im Naturpark Südheide noch die Touren „W5 – Kieselgur – das Gold der Heide“ und „W10 – Im Reich der Heidschnucken“. In einer der Kieselgur-Gruben könnt ihr an heißen Tagen wunderbar schwimmen gehen und es euch im Sand gemütlich machen. Auch wir haben das einen Vormittag sehr genossen.
Über den Wanderweg „W10“ habe ich schon an anderer Stelle berichtet. Die Misselhorner Heide müsst ihr unbedingt besuchen. Es ist traumhaft schön dort. Ebenso lohnt ein Abstecher zum Hermann Löns Denkmal: „W4 – Sagenhafte Sicht im Elfenland“. Der Wanderweg durch die Heide am Wietzer Berg ist wunderschön.
Fazit
Zwei Wochen reichen nicht aus, um die Vielfalt der Lüneburger Heide vollumfassend kennenzulernen. Wir haben einen Bruchteil gesehen, aber diesen lieben und schätzen gelernt. Sicher ist, dass es nicht unser letzter Urlaub dort war. Mit dem Campinglatz „Zum Oertzewinkel“ haben wir ein schönes Plätzchen gefunden, wo wir uns sehr wohlfühlen und von wo aus wir weitere Rundwanderwege erkunden wollen. So bleibt mir abschließend nochmals zu sagen: Das Wandern in der Lüneburger Heide ist ein Genuss. Probiert’s selbst aus!
Liebe Silvana,
ein wunderbarer Bericht über die Lüneburger Heide. Da hat man gleich Lust dorthin zu fahren! Ich hoffe, ich schaffe es, Ende Oktober ein paar Tage zu meiner Schwester zu fahren und von da aus ein paar Wanderungen dort zu machen.
viele Grüße
Martina
Vielen Dank, Martina! In dem Beitrag steckt besonders viel Herzblut – aus dem Grund, weil es mir dort so gut gefallen hat. Drücke dir die Daumen, dass du Ende Oktober zu deiner Schwester schaffst. :-)
LG Silvana
Hey Silvana, da werden schoene Erinnerungen wach beim Lesen deines Berichts, der mal wieder richtig gut geschrieben ist und deine Fotos sind ja wieder exellent. !!! Die Lüneburger Heide hat sich in meinen Kopf festgesetzt, wie auch Fischland Darß oder gar Finnland, so schön ist es dort. Freuen wir uns also auf ein Wiedersehen mit der Lü Hei und dem Oertzewinkel.
Lieben Dank, Patricia. Freut mich, dass dir der Bericht gefällt, schließlich kannst du es ja am besten beurteilen, was ich geschrieben habe. Warst ja schließlich dabei. Ich bin ganz deiner Meinung: Lüneburger Heide und der Darß gehören momentan zu meinen Favoriten.
LG Silvana
Ja Wilseder Berg aber auch der Ort Wilsede sind wunderbar, der Totengrund, der Wacholderwald, ich habe all das gesehen, als ich im Winter dort war. Ich freue mich jetzt schon total auf den Aufenthalt im September.
Da fällt mir ein, so langsam sollte ich mal die Tracks zusammenstellen, damit ich auch vor Ort direkt loswandern kann ;-)
LG und einen schönen Dienstag
Elke
Liebe Silvana, du hast es geschafft, dass ich gerade überlege, wann ich möglichst bald Zeit für einen Ausflug in die Lüneburg Heide habe. Toller sehr informativer Bericht und so wunderschöne Fotos! Eigentlich eine Schande, dass ich noch nie da war, wohne ich doch ganz in der Nähe. Das Informationsmaterial und die Beschilderung der Wege scheinen ja wirklich gut und brauchbar zu sein. Von daher: auf geht’s in die Lüneburg Heide :-)
Liebe Grüße von Andrea
Liebe Andrea, ich freue mich riesig, wenn ich dir durch meinen Beitrag Musst auf die Lüneburger Heide gemacht habe. Sie ist eine Reise wert – auch außerhalb der Blütezeit. Ich werde bestimmt nicht das letzte Mal dort Urlaub gemacht haben.
Viele Grüße
Silvana
Lüneburger Heide muss ich auch mal hin – Dein Artikel ist auf jeden Fall super. Vielen Dank dafür.
Gruß
Sebastian
Für viele ist die Lüneburger Heide zu flach zum Wandern. Es fehlt die Herausforderung. Aber genau das schätze ich. Für mich steht das Genusswandern im Vordergrund und das kann ich in der Heide wunderbar erleben. Es freut mich jedenfalls, dass ihr dir Lust auf die Heide machen konnte, Sebastian!
LG Silvana
Hallo Silvana,
ein sehr schöner Bericht mit so tollen Bildern! Ich glaube, die Lüneburger Heide wäre auch ein schönes Ziel für uns. Ich mag solche offenen Landschaften mit ihrem Fernblick unheimlich gerne. Und die Broschüre scheint auch wirklich gut zu sein. Nur auf das Erlebnis mit den Bremsen würde ich dann gern verzichten ;-)
Liebe Grüße
Miriam