In der Nähe der deutschen Grenze, direkt an der Maas gelegen und nur zehn Kilometer von Venlo entfernt, befindet sich das ehemalige Festungsstädtchen Arcen. Allein der niedliche Ortskern, das Maasufer mit der Ruine eines Maut-Turms aus dem 15. Jahrhundert sowie das Schloss mit seinen angrenzenden Gärten laden zu einem schönen Sonntagsausflug ein.
Auch Wanderer kommen in Arcen auf ihre Kosten. So ist der kleine Venloer Stadtteil von Wald, Heide- und Teichflächen umgeben. Mehrere markierte Rad- und Wanderwege finden sich dort.
Auf der Internetseite „Lust auf Limburg“ stehen sieben verschiedene Rundwege zur Auswahl. Mit Längen von zwei über fünf bis hin zu elf Kilometern ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Touren haben zudem unterschiedliche Themenbezüge. So ist etwa die zehn Kilometer lange Route „Landgut Arcen“ mit dem Schlagwort „historisch“ versehen. Während „Barbara’s Weerd“ (8 km) oder „Zwischen Maas und Deutscher Grenze“ (11 km) das Thema „Natur“ bzw. „Städte und Dörfer“ haben.
Landgut Arcen – sehr viel Abwechslung auf zehn Kilometern
Wir wählten die zehn Kilometer lange, historische Tour „Landgut Arcen“ aus. Ihre Beschreibung auf der Lust auf Limburg Website versprach eine Wanderung mit allen Höhepunkten der Gegend. Wir sollten nicht enttäuscht werden.
Bereits am Startpunkt in Arcen, direkt am Maasufer und gegenüber des Schlosses, stießen wir auf einen Überrest einer Befestigungsanlage aus dem 15. Jahrhundert: einen Mautturm. Lange war nicht klar, welchem Zweck er diente. Zur Verteidigung der Fossa Eugeniana (dazu unten mehr) oder zur lokalen Stadtbefestigung. Letzteres war der Fall.
So wurde der Turm nicht nur als Mautstelle, sondern auch als Stadttor genutzt. Schiffe mussten dort halten und Zoll entrichten.
Übrigens: In den 70er Jahren wurde der stark beschädigte Turm erstmals restauriert und 2011 nochmals saniert. Die Fugen des Bauwerks sind noch immer aus dem Mittelalter und vollkommen intakt. Quelle: Lust auf Limburg.
Der Weg führte uns vom Maasufer weg, ein kleines Stück durch den Ortskern über eine Baum-Allee in ein Waldstück, in dem wir eine ganze Weile vom Lingsforterbach begleitet wurden. Wir überquerten die N 271 und gelangten tiefer in den Wald. Über den Lingsforterweg – einer größeren, befahrenen Straße – gingen wir weiter in Richtung Café Basten. Es befindet sich an einer Gabelung von Dorperheide-, Wahlbecker- und Lingsforterweg. Zu unserer linken Hand ein Ausläufer des Straelener Schuitwaters – so vermutete ich es. Denn nirgends habe ich einen Namen zu diesem Gewässer gefunden.
Fossa Eugeniana – das kommt mir spanisch vor
Kurz vor der deutschen Grenze stießen wir auf ein weiteres Gewässer – mit Schleuse. Stephan (Spitzname: der Professor), unser Pfadfinder in der Hundetruppe, murmelte etwas von einem geschichtsträchtigen Kanal. Da konnte ich nicht mitreden. In Geschichte war ich immer schlecht – und habe auch nie aufgepasst.
Bei meiner Recherche Zuhause entpuppte sich das Gewässer als Fossa Eugeniana, einem Kanal, der ab 1626 von 8000 Arbeitern auf Initiative der Spanier angelegt, aber nie fertig gebaut wurde. Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte die Fossa Eugeniana Maas und Rhein miteinander verbinden.
Nun ja. Der Wille war da, dieses Bauvorhaben zu vollenden, sodass man auch eine große Verteidigungsschanze anlegte, das Fort Hazepoot, um die Fossa zu schützen.
Und damit hätten wir auch wieder den Bezug zum Anfang und zum Mautturm, von dem man dachte, er wäre auch eine Verteidigungsschanze der Fossa Eugeniana. Wie die Freibeuter erklommen wir mit den Hunden das Fort und genossen die Aussicht, die wir von dort oben hatten.
Schuitwater – 313 Hektar Moor- und Teichlandschaft
Auf der anderen Seite von Fort Hazepoot überquerten wir erneut den Lingsforterweg, dem wir ein Stück zurück folgten, um ihn dann nach einer scharfen Linkskurve wieder zu verlassen. Vor uns breitete sich das Wasserschutzgebiet „Straelens Schuitwater“ aus.
Es ist Teil der 313 Hektar großen Moor- und Teichlandlandschaft „Schuitwater“ im Norden Limburgs. Das Gebiet entstand durch ehemalige Maas-Arme, die vom Fluss abgetrennt wurden und schließlich verlandet sind. Früher wurde in dem Niedermoor Torf gestochen und mit der Treckschute (Schuit) abtransportiert. Daher auch der Name des Wasserschutzgebietes.
Während das grenzüberschreitende Moor „Straelener Veen/ Holter Bruch“ bereits 1992 unter Naturschutz gestellt wurde, zogen die Niederländer erst Anfang der 2000er Jahre nach. So wurde 2003/2004 ein neuer flacher Teich angelegt, an dem sich zahlreiche Wasservögel angesiedelt haben. Deshalb ist Straelens Schuitwater auch als „Rustgebied“ (Ruhegebiet) ausgewiesen. Dessen Kernzone wird von einem Zaun geschützt. Auf einem kleinen Aussichtsturm hat der Wanderer jedoch einen schönen Blick über das Naturschutzgebiet. Wer ein Fernglas dabei hat, kann die verschiedenen Wasservögel gut beobachten.
Zurück nach Arcen über sandige Waldböden
Die letzte Etappe des Wanderweges führte uns erneut durch Wald. Dieser erinnerte mich wegen seines tiefen Sandbodens, den Birken und Kiefern ein bisschen an die Lüneburger Heide. Der Sonnenuntergang verlieh diesem Abschnitt etwas sehr Romantisches.
Weniger romantisch zeigte sich der letzte Teil des Waldes, durch den uns der Wanderweg führte. Überall lagen gefällte Buchen am Wegesrand, die erst vor Kurzem der Kettensäge erlegen sind. Ein System konnten wir nicht erkennen. Auffällig war nur, dass hauptsächlich Buchen gefällt wurden, die zumindest vom Stamm einen guten Eindruck machten.
Über einen Kreisverkehr erreichten wir schließlich unseren Start- und Zielpunkt, das Schloss Arcen an der Maas. Es machte bei der untergehenden Sonne eine besonders gute Figur.
Von Ende März bis Anfang November können dort die Kasteeltuinen (Schlossgärten) besucht werden. Hunde sind im Park erlaubt, im Schloss allerdings nicht. Hundebesitzer sind verpflichtet, Kotbeutel mitzunehmen und diese natürlich auch zu benutzen.
Fazit
Mir hat die Wanderung „Landgut Arcen“ sehr gut gefallen. Obwohl die Natur im Winter eher trostlos erscheint, konnte diese Rundtour mit sehr viel Abwechslung punkten. Kein Wunder. So führen Teile der Route durch den Nationalpark „De Maasduinen“, der an der deutsch-niederländischen Grenze durch seine vielfältigen Naturräume und Landschaftsformen bekannt ist. Kleiner Nachteil: Für Hunde gilt dort Leinenpflicht.
Ich bin überzeugt, dass diese Route im Frühjahr und Sommer, wenn alles grünt und blüht, noch viel mehr Charme besitzt. Durch den hohen Waldanteil bietet sie auch bei sommerlichen Temperaturen ausreichend Schatten. Egal zu welcher Jahreszeit – Wasser für die Hunde ist in jedem Fall mitzunehmen. Einkehrmöglichkeiten gibt es in Arcen oder im oben beschriebenen Café Basten. Im Ortskern soll es auch leckeres Eis geben, wie mir auf Facebook mitgeteilt wurde.
Tipps für nimmermüde Wanderer
Wem die Runde nicht genug ist, der kann
- noch einen Abstecher in die Therme von Arcen machen,
- auf ein Bier in der Bierbrauerei „Hertog Jan“ vorbeischauen
- oder die Wijmarsche Wassermühle mit ihrer Likörbrennerei „De Ijsvogel“ besuchen.
Hallo Silvana!
Dankeschön für diesen tollen Wandertipp und die Hintergrundinformationen. Es gibt doch immer wieder Spannendes über eine Region zu erfahren, gerade auch im geschichtlichen Bereich. Oft kenne ich mich darin aber zu wenig aus, wie ich immer wieder merke.
Was mir allerdings oft auffällt, ist, dass die Niederländer echt ein Händchen dafür haben, abwechslungsreiche Wanderwege zu gestalten!
Liebe Grüße
Carolin
Es ist schade und schon fast unverständlich, dass die Niederlande oftmals nur mit Fahrrad fahren in Verbindung gebracht werden. Denn sie haben wirklich ein Händchen für schöne Wanderwege.
Und in Geschichte bin ich eigentlich auch ganz schlecht. 😉
Wenn man eine etwas längere Tour mit dem Rad einplant, ist meiner Meinung nach das Kastel Doorwerth ein sehr schönes Ziel. Es geht lange über Felder, Alleen und durch Wälder, bis man dann schließlich an der kleinen Idylle ankommt, wo man auch herrlich Ruhen, Speisen und bei Bedarf sogar Übernachten kann.
Eine wirklich tolle Beschreibung dieser ebenso schönen und abwechslungsreichen Wandertour.
Den Betreibern von „Lust auf Limburg“ ist es sehr gut gelungen, Touren auszuarbeiten, die neugierig machen.
Die Umgebung ist ja auch einfach nur schön.
Beste Grüße!
Lo Lange