Seitdem Cabo in mein Leben getreten ist, beschäftigt mich diese Frage. Heute nach vier Jahren würde ich die Frage ganz klar mit “Ja” beantworten. Aber so einfach ist das nicht. Denn ich bin mir durchaus bewusst, dass das nur meine ganz persönliche, subjektive Meinung ist. Die Frage sollte doch viel eher lauten: Was erwarte ich von meinem Hund, und wie erreiche ich mein Ziel mit ihm?
Die Klassische Konditionierung – für Grundkommandos zu erlernen in Ordnung
Ich wollte immer einen Hund haben, der mir vertraut, den ich überall mitnehmen kann und der absolut gehorsam ist. Ein ehrgeiziges Ziel, welches ich tatsächlich erst nach über drei Jahren erreicht habe. Angefangen habe ich vollkommen unwissend in einer Hundeschule, deren Trainingskonzept auf der Methode der klassischen Konditionierung aufbaute. Sagt mir das Verhalten meines Hundes zu, bestätige ich es durch Lob oder Futtergabe. Bin ich jedoch damit nicht einverstanden, maßregele ich ihn für sein Fehlverhalten. So lernte ich mit Cabo die Grundkommandos Sitz, Platz und Fuß und gewann Einblicke in die Welt der Hundebeschäftigung. Ich konditionierte meinen Hund auf den Clicker, brachte ihm lustige Tricks bei, schickte ihn über diverse Hindernisse und versuchte mich auch an der Begleithundeprüfung. Doch irgendwie brachte mich diese Trainingsmethode in meinem Vorhaben nicht wirklich weiter. Zumal sich Cabo immer mehr zu einem echten Stinkstiefel entwickelte und ich ihn lieber zuhause ließ, anstatt ihn mitzunehmen. Vom blinden Vertrauen und absolutem Gehorsam waren wir meilenwert entfernt. Meine Unsicherheit trug auch nicht gerade dazu bei, dem Abhilfe zu verschaffen.
Fehlverhalten durch Leckerlis umlenken – klappt nicht immer
Also wandte ich mich an die nächste Hundeschule und den nächsten Trainer. Positives Verhalten wurde auch hier wieder bestärkt und Fehlverhalten mithilfe von Umlenkung, meist durch Leckerlis oder Spielzeug, im Keim erstickt. Das brachte mich meinem Ziel zwar auch nicht wirklich näher, aber es half zumindest meinem angeschlagenen Selbstbewusstsein auf die Sprünge. Denn ich fing wieder an, meinem Hund mehr zu vertrauen und in ihm nicht länger den dominant-aggressiven Rüden zu sehen. Außerdem lernte ich viel über die Apportier- und Nasenarbeit und Cabo und ich wurden richtig gut beim Mantrailing.
Mein Hund liebt mich, weil ich ein Futterautomat bin
Unsere Mensch-Hund-Beziehung wurde immer besser. Doch ich war nach wie vor mit unserem Weiterkommen unzufrieden. Zumal ich zu diesem Zeitpunkt zu einem wahren Futterautomaten für Cabo mutierte. Es verging kein Spaziergang mehr, auf dem ich nicht schwer bepackt mit Futterdummies, Leckerlis und Clicker unterwegs war. Was sagte das denn bitte über die Beziehung zu meinem Hund aus? Dass ich ihn nur bei mir halten kann und ich für ihn nur dann interessant bin, wenn ich mich ihm als wandelnder Futternapf präsentiere? Wohl kaum!
Hündisch lernen, heißt Führung zu übernehmen
Durch einen glücklichen Zufall verschlug es mich mit Cabo an die deutsch-belgische Grenze. Dort besuchten wir einen Workshop zum Thema „Hündisch lernen“. Man brachte mir ganz schnell bei, meinen Futterbeutel Futterbeutel sein zu lassen, und Cabos Bedürfnisse zu erkennen und diese zu berücksichtigen. Ich begann, für meinen Hund Führung zu übernehmen, ihm Entscheidungen abzunehmen und ihn zu beschützen. Mir wurde gesagt, dass ein Hund, der keinen souveränen Menschen zur Orientierung an seiner Seite hat, selbst die Führung übernimmt. In den meisten Fällen artet das für die Tiere in Stress aus und führt zur Überforderung. Also brachte ich das Weltbild meines Hundes Schritt für Schritt wieder in Ordnung. Ich überzeugte ihn und vor allem auch mich selbst von meinen Führungsqualitäten.
Geduld zahl sich aus, aber die Erziehungsmethode muss stimmen
Der Weg zu meinem persönlichen Ziel, einen Hund zu haben, der mir vertraut, den ich überall mitnehmen und auf den ich mich verlassen kann, war ein steiniger. Aber heute kann ich voller Stolz behaupten, dass ich in meinen Augen DEN perfekten Hund habe. Darum gibt es für mich persönlich auch nur die eine Trainingsmethode, bei der Cabo lernt, mir zu folgen, weil ich seine (Körper-)sprache spreche und nicht, weil ich das tollste Fresstaxi auf zwei Beinen bin.
Abschließend möchte ich noch betonen, dass ich keine der hier genannten Trainingskonzepte verurteile oder infrage stelle. Ich möchte auch niemandem meinen Favoriten aufzwingen. Jeder soll für sich und seinen Hund die für ihn beste Methode finden, um sein persönliches Ziel zu erreichen.