Kalte Schnauze – Hundeblog

Was der Gundermann mit meinem 2020 zu tun hat

„Bitten Sie einfach Ihr Innerstes, Ihnen die Hand zu führen und eine Karte herauszunehmen. Beim Betrachten der Blütenkarten verbinden wir uns mit dem Schwingungsfeld der Pflanzenseele, die eine wichtige Botschaft für uns hat. Sie zeigt an, wo wir gerade stehen und was wir am dringendsten brauchen, um wieder im Ausgleich mit uns selbst und unserer Umwelt zu sein.“ Warum eigentlich nicht? Ich mache den Spaß mit, der mir auf dem Schild in einem kleinen Laden angepriesen wird. Ich greife willkürlich nach einer Blütenkarte, die fein säuberlich vor mir in einem Regal präsentiert wird.

Gundermann, Glechoma hederacea – inneren Frieden erfahren

Ohne groß zu überlegen, nehme ich die Allgäuer Blütenessenz mit, gehe zur Kasse und bezahle. Noch weiß ich nicht, wie mir diese „Botschaft für die Seele“ helfen soll. 33 Blütenessenzen werden in dem Laden angeboten. Sie reichen von A wie Apfel – Fülle erleben – über L wie Löwenzahn – Lebendigkeit spüren – bis hin zu W wie Weiße Taubnessel – Sanftmut erfahren. „Wenden Sie die Essenz intuitiv nach Bedarf an“, heißt es in dem kleinen Heftchen zu den Blütenessenzen. Alles Hokus Pokus? Humbug? Pippifax? Blödsinn? Ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass es kein Zufall ist, dass ich spontan den Gundermann wähle.

Den inneren Frieden habe ich 2019 nicht gefunden. Vielleicht ist das mit 38 Jahren auch zu viel verlangt. Trotzdem hätte ich gerne etwas von der Leichtigkeit zurück, die ich noch mit Cabo verspürte. Anscheinend habe ich mir dieses Gefühl unbewusst verboten. Nur wenige Wochen vor Cabos Tod habe ich einer Freundin gesagt, dass es mir richtig gut geht – wie lange nicht. Dass ich zufrieden bin mit meinem Leben, dass ich angekommen bin. Dann stirbt Cabo. Einfach so. Und mein erster Gedanke war: Hätte ich das alles bloß nicht laut ausgesprochen. Das hat mich das ganze Jahr 2019 begleitet.

Manchmal sind es diese kleinen Sätze. Diese flüchtigen Gedanken, die eine so große Wirkung auf das Unterbewusstsein haben. Um das zu begreifen, musste ich wieder ins Allgäu fahren, mich reflektieren, mich analysieren, mein 2019 Revue passieren lassen.

2019 begann mit der HD-Diagnose von Javi, ging weiter mit einem positiven Leishmaniose-Test und endete mit einem erhöhten Leishmaniose-Titer, obwohl im Oktober nach entsprechender Medikation alles negativ war. Javis Gesundheit hat mich 2019 sehr beschäftigt, oft gelähmt und die schönen Erlebnisse zur Nebensache werden lassen. Ich bin zu einem Helicopter-Frauchen mutiert, das bei jedem weichen Stuhlgang und starkem Haarausfall den Ausbruch der Leishmaniose fürchtet und nach jedem unklaren Gang Javi auf dem OP-Tisch liegen sieht.

Wann bin ich so geworden? Warum habe ich solche Angst? Wieso ist da so viel Schwarz? Hat es tatsächlich etwas damit zu tun, dass ich meinen inneren Frieden verloren habe?

Ich habe darauf keine Antworten. Was ich aber weiß ist, dass es so 2020 nicht weitergehen kann. Ich gehe mir ziemlich auf den nichtvorhandenen Sack. Das ist doch scheußlich, sich selbst nicht ausstehen zu können. Wie sollen das erst andere tun? Vor allem: Wie soll Javi sich mir anvertrauen, wenn ich selbst so wenig von mir halte?

Das Leben ist ein Herz-EKG

Es bringt mich nicht weiter, mir Vorwürfe zu machen. Auch nicht nach dem Warum, Wieso und Weshalb zu fragen. Es läuft im Leben nicht alles nach Plan – und schon gar nicht immer positiv. Das Leben ist ein Auf und Ab – wie die Linien einer Herzstromkurve. Und das ist gut so. Denn wenn es diese Kurve nicht mehr gebe würde, dann wären wir nicht mehr am leben.

Dieser Vergleich ist übrigens nicht von mir. Ich habe ihn kürzlich bei „Pawsitive Life – dem Podcast für dich und deinen Hund“ gehört und finde ihn sehr treffend. Und so weiß ich, dass nach einem tiefen Tief auch wieder ein Hoch kommt.

Ich lasse 2019 los und 2020 zu

Was war, kann ich nicht ändern. Auf das, was kommt, habe ich nur bedingt Einfluss. Ich kann jedoch an mir arbeiten. An meiner Einstellung zu mir, zu anderen, an meinem inneren Frieden. Noch weiß ich nicht genau, wie ich das anstelle. Vielleicht mache ich wieder Yoga. Oder ich kriege sogar meinen Hintern hoch und fange an, mit Javi zu joggen. Die Komfortzone verlassen täte mir bestimmt gut.

Javi in seinem neuen Fahrradanhänger. Noch steht er in meinem Büro. 2020 kommen die Räder drunter und wir werden und langsam an das Thema ran tasten.

Dann wartet der neue Fahrradanhänger von Javi darauf, ausprobiert zu werden. Er eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten. Stand-Up-Paddling möchte ich ebenfalls mit Javi testen. Wir werden wieder mit Mr. Weinsberg losziehen. Camping ist für mich die beste Medizin, um abzuschalten und bei mir anzukommen. Und der Gundermann? Irgendwie glaube ich, dass er mich leiten wird: „Wenden Sie die Essenz intuitiv nach Bedarf an.“ Das mache ich. 2020 kann kommen!

            

5 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Liebe Silvana,

    ich wünsche Dir und Javi das ihr gut ins neue Jahr kommt und viele positive Gedanken und Erlebnisse in 2020.
    Auch henry und ich wollen im nächsten Jahr den Fahrrad Anhänger ausprobieren und ein großes SUP habe ich auch gerade zum Geburtstag bekommen . Das werden henry und ich auch ausprobieren und genießen .
    Also ein paar gleiche Dinge die ihr und wir tun werden 😊
    Liebe Grüße
    Holger und henry

  • Hallo—ich lese gerade das Buch „Wintertanz“, geschrieben von einer jungen Frau, die mit Schlittenhunden lebt und Rennen fährt. Dieses Buch steckt auch voller kleiner Weisheiten und Lebenserfahrungen, die man im Zusammenleben mit Tieren/Hunden macht. Heute morgen habe ich den Satz gelesen, dass nur in den Höhen und Tiefen im Leben, das Potenzial zur Veränderung steckt. Daran musste ich denken, als ich deinen Beitrag gelesen habe. In diesem Sinne wünsche ich dir und Javi viele wundervolle Erfahrungen im Jahr 2020.
    Mit lieben Grüßen, Andrea mit Josefina

  • Liebe Silvana,
    ich kann Dich so gut verstehen und finde mich in vielen Deiner Worte wieder. Auch ich bin zu einem Helikopterfrauchen mutiert, das voller Angst Haufen durchforstet und ihren Hund stets etwas besorgt beäugt. Meine Leichtigkeit habe ich ebenfalls vor einer ganzen Weile verloren und 2019 ist mir aufgefallen, dass ich zu jemanden geworden bin, den ich gar nicht mag, weil ich positive Eigenschaften verloren habe und zu viel gejammert/gemeckert habe. 🙈 Also Du bist nicht allein und ich fühle mit Dir!
    Ich sehne mich ebenfalls nach inneren Frieden und Ausgeglichenheit, aber die Herzkurzve hat für meinen Geschmack noch etwas zu große Ausschläge in die Extreme, ein bisschen weniger wäre fein… 😉 Aber ich bin mir sicher, dass wir unsere Leichtigkeit wiederfinden und bestimmt wieder Ruhe einkehrt – irgendwann.
    Ich wünsche es Dir auf jeden Fall von Herzen! Möge 2020 für Dich und Javi viele tolle Abenteuer parat halten, Euch noch mehr zusammenschweißen, voller Gesundheit und wunderschöner Momente sein!
    Liebe Grüße
    Annia

  • Hallo, liebe Silvana,
    ich kann Deine Situation nur zu gut verstehen.
    Denn auch ich lebe jetzt schon jahrelang in meinem Haus mit Tieren zusammen.
    Zwei Katzen, zwei Kaninchen und zwei Hunde.
    Die weisse Schäferhündin Kira wird dieses Jahr 8 Jahre jung oder alt-je nach dem wie man es sieht.
    Und es stellen sich die ersten Problemchen ein.
    ‚Sie hat Probleme, speziell nach längerem Liegen, mit dem Hinterläufen.
    Der Tierarzt sagt das sei normal bei Schäferhunden.
    Wir behandeln die Beschwerden prophylaktisch mit Carnikox-Tabletten Abgabe und wenn der Schmerz akut wird mit einer Spritze. Das hilft sehr gut.

    Doch es ist mir klar, ein Hund lebt nunmal nicht solange wie ein Mensch.
    Ich helfe mir indem ich mir immer wieder vor Augen führe:
    Wenn ich diese Tatsache nicht verkraften kann, so dürfte ich nie wieder ein Tier aufnehmen!
    Unser Stamm-Tierarzt verkraftet das Einschläfern nur in seiner Praxis. Dort hat er „Heimvorteil“ und kann seine Objektivität und Professionalität ausspielen.
    Als ich ihn einmal ersuchte ob es möglich wäre, wenn die Zeit gekommen ist, zu uns in den Garten kommen, grub er ziemlich, naja, unglaubwürdige Argumente aus.
    „Der Hund ist in der Praxis besser aufgehoben, hier geht es schneller, alles einfacher.“
    Tja, wenn ich mir vorstelle, allein den Aufwand einen ca. 37 kg schweren Schäferhund halbtot in die Praxis zu schleppen, abgesehen vom emotinalem Aufwand…
    So denke ich doch wäre eine Euthanasie zu Hause einfacher. Noch dazu ist die Praxis des Doktors nicht weit entfernt.

    Aber so ist es nun mal.
    Ich könnte noch soviel schreiben, über die Schicksale meiner schon verstorbenen Hunde und Katzen,…aber das würde den Rahmen hier sprengen.
    Ich werde demnächst auch einen Hundeblog ins Netz stellen- „OGY & KIRA“.
    Würde mich freuen wenn Du den mal besuchen würdest, ich denke es wird recht lustig und interessant.
    Alles Gute für Dich.
    Günther.

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