Seit drei Wochen ist alles anders. Ich wusste, dass der Tag irgendwann kommen würde. Der Tag, an dem ich nicht mehr rund um die Uhr für meinen Hund da sein kann. Ich habe einen Job als freie Mitarbeiterin in einer Redaktion bekommen – das ist super. Trotzdem! Ich habe Cabo ein schlechtes Gewissen gegenüber. Es ist ein komisches Gefühl und befremdlich zugleich. „Hoffentlich nimmt er mir das nicht übel“, denke ich.
Eigentlich ist es albern, solche Gedanken zu haben, denn ich weiß, dass Cabo tagsüber sehr gut aufgehoben ist. Für ihn bleibt alles beim alten. Außer, dass einer im Rudel fehlt, dass ich fehle. Dennoch ist es ungewohnt für mich, mit ihm morgens auf Zeit unsere gewohnten Gassirunden zu drehen. Selbst dann, wenn man früh genug aufsteht und entspannt eine Stunde laufen könnte. Zu wissen, dass ich Termine und Verpflichtungen habe, lässt mich anders mit meinem Hund spazieren gehen, als ich es bisher gewohnt war. Komme ich abends nach Hause, bilde ich mir ein, dass er mich strafend ansieht.
Merkt er wohl diese Veränderung an mir? Sicherlich. Dafür ist er viel zu schlau und zu sensibel. Er sieht, dass ich ihn anders angucke. Verstehen wird er meine Blicke nicht, aber er spürt, dass etwas nicht so ist wie sonst.
Doch das schlechte Gewissen meinem Hund gegenüber bringt keinen weiter. Ihn nicht, mich nicht. Trübsal Blasen ist in dieser Situation der falsche Weg. Denn sonst könnten Millionen von Arbeitnehmern, die wie ich, Hundebesitzer sind, keinen klaren Gedanken mehr fassen, wenn sie zur Arbeit gehen. Doch was machen diese Leute stattdessen?
Ganz einfach: Sie genießen die gemeinsame Zeit mit ihrem Vierbeiner. Genau das ist es! Anstatt zu trauern, die Stunden mit dem Hund auskosten, Energie tanken und dem treuen Freund das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. So wie immer, obwohl sich etwas verändert hat. Denn im Grunde bin ich doch nach wie vor für ihn da, bin seine Bezugsperson.
Und schon legt sich ein Schalter in meinem Kopf um, der die trüben Gedanken vertreibt. Ich muss nur noch lernen, es auch zu fühlen. Aber mir dessen bewusst zu sein, stimmt mich fröhlich. Ich kämpfe um das was mich weiterbringt, und trenne mich von dem, was mich runterzieht. Das ist es, was mich nach vorne bringt. Und Cabo auch.