Kalte Schnauze – Hundeblog

In meinem letzten Beitrag konntet ihr bereits von meiner Höhenangst und diversen anderen Patzern auf meiner Wanderung mit Cabo zum Schloss Neuschwanstein lesen. Doch ich wäre nicht ich, wenn es dabei geblieben wäre.

Neben dem Wunsch, neue Fotos vom Cinderellaschloss zu machen, hatte ich mir das Ziel gesetzt, die Pöllatschlucht als Abstiegsroute zu nehmen. Wenn ich mich auf die Marienbrücke getraut hätte, dann hätte ich schon von 90 Metern Höhe einen tollen Ausblick über die Schlucht gehabt. Jetzt wollte ich sie zumindest mit Cabo zu Fuß durchlaufen. Jeder Höhenmeter weniger, ein Pluspunkt für mich. [ UPDATE: Der hier von mir genannte Weg durch die Pöllatschlucht ist mittlerweile nicht mehr begehbar bzw. gesperrt.]

So haben Cabo und ich uns zusammen mit unserer Entourage an den Abstieg gemacht. Warnhinweise wie “Achtung Steinschlag!” oder “Achtung, Sie verlassen den gesicherten Bereich, alpine Gefahren!”, ignorierte ich geflissentlich. Was sollte schon großartig passieren, denn der Wanderweg war mit vielen Treppen ausgestattet, die einem das Kraxeln angenehm machten. Gut, das kniekranke Gefolge muckte zwar hier und da mal auf, aber da musste es nun durch. Der Pöllatfall war ein echtes Highlight auf dem Abstieg und ich ärgerte mich mal wieder, das dumme Teleobjektiv eingepackt und das 18-135er zu Hause gelassen zu haben.

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poellatschlucht-allgaeu-05-2Im vermeintlichen Tal der Schlucht angekommen, konnte Cabo sich ein wenig die Füße in der flachen Pöllat abkühlen und ich sah mich schon gemütlich am Alpsee mit einer leckeren Bratwurst im Brötchen und einem Weizen sitzen. Doch nach zwei weiteren Kurven und einer immer lauter und tosender werdenden Pöllat wurde mir schlagartig bewusst, dass wir wohl die Talsohle noch immer nicht erreicht hatten.

Als mir meine Eltern mit Cabo wild mit dem Armen fuchtelnd entgegen gerannt kamen, blickte ich erst von meiner Kamera auf und sah den Salat, der sich vor uns ausbreitete. Wir befanden uns an jener Stelle des Pöllatfalls, bei der das Wasser, für die im Tal liegende Sägemühle abgezweigt wird. Das wiederum bedeutete das Ende unseres gemütlichen Wanderweges. Vor uns lag ein schmaler Metallgitterweg, der mit Streben entlang der Steilwand befestigt war. Links wies dieser Weg große Zwischenräume zur Wand auf und rechts wie unter uns tobte die Pöllat.

poellatschlucht-allgaeu-05-4Na bravo! Ich mit meiner Höhenangst und demzufolge auf wackligen Beinen und neben mir mein Hund, der schon Schnappatmung bekam und in Ohnmacht zu fallen drohte. Kurz überlegte ich mit Cabo wieder umzudrehen, meine Bratwurst Bratwurst sein zu lassen und die Pöllatschlucht wieder hoch zu gehen und den geteerten, sicheren Weg vom Schloss Neuschwanstein als Abstieg zu wählen. Doch in diesem Moment erinnerte ich mich schwach an einen Satz, den ich mal von Cesar Millan aufgeschnappt hatte: Gemeinsam schwere Aufgaben bewältigen, schweißt das Mensch-Hund-Team zusammen. Also gut dachte ich, dann gehen wir da jetzt rüber. Calm and assertive!

Zur Sicherheit legte ich Cabo zusätzlich seine Leine um den Hals, damit er mir nicht aus dem Halsband flutschte und in die Pöllat stürzte. Die Schultern gestrafft, das Ziel vor Augen wagten wir uns langsamen Schrittes über den Metallgitterweg. Bloß nicht nach unten oder zur Seite gucken und deinem Hund Sicherheit vermitteln, denn er verlässt sich gerade zu 100% auf dich.

Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war die Freude auf beiden Seiten unendlich groß. Und was soll ich sagen: Der schlaue Cesar Millan hatte Recht behalten. So ein Erlebnis schweißt tatsächlich zusammen. Ich war so stolz auf meinen Hund, dass er mit mir diesen Weg gemeistert hatte. Und ich war auch unglaublich stolz auf mich, dass ich für Cabo meine Höhenangst wenigstens für ein paar Minuten im Griff hatte. Mit geschwollener Brust und vollgepumpt mit Adrenalin ging es die letzten Meter zurück nach Hogau zu meiner Bratwurst im Brötchen und einem großen Glas Weizen.

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