Lieber Javi,
nun bist du schon zwei Jahre bei mir. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, wo du aus dem Transporter herausgehoben und mir mit Leine in die Hand gedrückt wurdest. Du warst genauso wie ich furchtbar aufgeregt. Deine Hinterbeine haben gezittert, die Rute war eingeklemmt, deine Augen scannten unruhig die Umgebung ab, und du hast ein Beschwichtigungssignal nach dem anderen abgefeuert.
„Wie kriege ich dich nur in mein Auto?“, war mein erster Gedanke. Doch als ich die Autotür öffnete, hast du keine Sekunde gezögert und bist in dein neues Leben gehüpft. Auf der knapp einstündigen Autofahrt nach Hause, hast du dich auf meinem Schoß gelegt und tief und fest geschlafen. Ich weiß noch genau, wie sehr du nach Pippi gestunken hast von deiner mehr als 20-stündigen Autofahrt mit den anderen Hunden im Transporter von Spanien nach Deutschland.
Zuhause angekommen, habe ich als erstes deine Vergangenheit von dir runter gewaschen. Es war ein weiterer Schritt in deine neue Zukunft. An diesem Abend sind wir Seite an Seite in meinem Bett eingeschlafen. Völlig erschöpft von den ganzen Eindrücken.
Noch heute ist dir Kontaktliegen sehr wichtig. Du sucht jeden Abend meine Nähe. Es ist unser Ritual geworden, abends vor dem Fernseher zusammen auf der Couch einzuschlafen. Ich genieße das. Genauso wenn du morgens zu mir ins Bett gekrabbelt kommst, mehrmals mit der Rute kräftig auf die Bettdecke klopfst und dir deine Schmuseeinheit abholst, während ich einmal mehr die Schlummertaste meines Weckers drücke, weil ich deine Nähe so sehr mag.
Du bist ein sanfter Riese mit einem unglaublich großen Herzen, hast Power ohne Ende und jede Menge Tollpatsch-Potenzial. Wie oft bist du schon irgendwo gegengerannt, weil du zu schnell unterwegs warst. Oder hast dich gestoßen oder dir beim Toben deine dumme Hüfte verrenkt. Ich werde mich wohl nie an deine schwungvolle Art gewöhnen und immer ein wenig Bedenken haben, dass du dich mit deinen langen Haxen wieder hinlegst.
Habe ich als Kind vom Metzger eine Scheibe Wurst bekommen, so bist du das jetzt, der regelmäßig beim Dorfmetzger ganze Würste und Fleischabschnitte abstaubt. Es ist zu drollig, wie du auf andere wirkst. Egal wie wild und ungestüm du aufgrund deiner hektischen, aufgeregten Art bist, die Leute schenken dir ein Lächeln und wollen dein weiches Fell kraulen. Das habe ich so noch nie bei einem Hund erlebt.
Für Butter und Käse tust du einfach alles. Vor allem sabbern – sturzbachartig. Aber wehe, man will dir mit rohem Fisch etwas Gutes tun. Den frisst du nur schön durchgegart. Und ich liebe dein angewidertes Gesicht, wenn ich dir einen Löffel Honig vor die Nase halte, weil ich denke, er schmeckt dir genauso gut wie mir. Ja, mit den Honiglieferanten hast du es einfach nicht. Der Sommer ist für dich oftmals ziemlich stressig, weil dich die Bienen und insbesondere die Wespen ganz schön auf Trab halten. Keine Ahnung, was dir mit denen widerfahren ist. Es muss sehr prägend gewesen sein. Aber solange deine Faltbox im Garten steht, in der du dich zurückziehen kannst, wenn dir die Insekten zu viel werden, ist alles in Ordnung.
Es ist schön, deine Marotten, Rituale und Angewohnheiten zu sammeln. Ich wünsche mir sehr, dass noch viele dazukommen.
Hab dich lieb, Javi.